Auf­tei­lung von Ver­mö­gen und Schul­den nach ei­ner Tren­nung oder Schei­dung

ak­tua­li­siert am 31.01.24        von Eli­sa­beth Gal­bas, Jen­ni­fer Reh       Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung rechtlich durchdenken" steht. Gezeigt werden ein Mann und seine Tochter im Schulalter, die nah beieinander stehend auf ein Waage- und ein Paragraphensymbol blicken.
Was er­war­tet Sie auf die­ser Sei­te?

Hier fin­den Sie Ant­wor­ten auf die fol­gen­den Fra­gen:


  1. Wie wird gemeinsames Vermögen im Falle einer Trennung aufgeteilt?
  2. In welchen Fällen bestehen nach dem Scheitern der Lebensgemeinschaft Ausgleichsansprüche?
  3. Wie werden gemeinsam aufgenommene Schulden im Falle einer Trennung aufgeteilt?
  4. Was ist bei einem gemeinsam genutzten Konto nach einer Trennung zu beachten?

Sie er­hal­ten hier einen ers­ten Über­blick über die Rechts­la­ge. Die­ser kann je­doch ei­ne an­walt­li­che Be­ra­tung im kon­kre­ten Ein­zel­fall nicht er­set­zen.

/ Al­le Son­der­re­ge­lun­gen für Ehe­leu­te gel­ten glei­cher­ma­ßen für ein­ge­tra­ge­ne Le­ben­s­part­ner­.

Wie wird gemeinsames Vermögen im Falle einer Trennung aufgeteilt?

Tei­lung oder Ver­kauf von Ver­mö­gens­wer­ten

Ha­ben die ehe­ma­li­gen Part­ner wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens ge­mein­sam Ver­mö­gen er­wor­ben (z. B. ei­ne Im­mo­bi­lie oder Wert­pa­pie­re), dann kann je­der Ex-Part­ner ver­lan­gen, dass das ge­mein­sa­me Ver­mö­gen auf­ge­teilt wird (§ 749 BGB ). Bei Wert­pa­pie­ren ist ei­ne rea­le Tei­lung des Ver­mö­gens meist mög­lich (§ 752 BGB ), bei ei­ner ge­mein­sam er­wor­be­nen Woh­nung hin­ge­gen re­gel­mä­ßig nicht. Ist ei­ne Tei­lung nicht mög­lich, dann kann je­der Ex-Part­ner ver­lan­gen, dass der im Mit­ei­gen­tum ste­hen­de Ge­gen­stand ver­kauft bzw. ver­stei­gert wird (§ 753 BGB ). Der Er­lös ist dann zwi­schen den Ex-Part­nern zu tei­len. In bei­den Fäl­len (Auf­tei­lung der Ver­mö­gens­wer­te oder Ver­kauf bzw. Ver­stei­ge­rung) er­folgt die Auf­tei­lung der Ver­mö­gens­wer­te bzw. des er­ziel­ten Er­lö­ses ent­spre­chend dem je­wei­li­gen An­teil am Ver­mö­gen. Ha­ben Sie bei­spiels­wei­se wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens zu glei­chen Tei­len Mit­ei­gen­tum an ei­ner Im­mo­bi­lie er­wor­ben, dann ist der Er­lös zu glei­chen Tei­len zwi­schen Ih­nen auf­zu­tei­len.

Eine Frau und ein Mann mit Aktenkoffern in der Hand rennen in entgegengesetzte Richtungen davon. Zwischen ihnen ist ein großer Blitz.

Die wirtschaftliche Trennung stellt viele Ex-Partner vor eine zusätzliche Herausforderung

Re­ge­lung der Auf­tei­lung von Ver­mö­gens­wer­ten im Rah­men ei­ner Ver­ein­ba­rung

Ist ei­ne Tei­lung nicht mög­lich und ein Ver­kauf bzw. ei­ne Ver­stei­ge­rung wirt­schaft­lich nicht sinn­voll, dann kann es sich an­bie­ten, ei­ne an­de­re Ver­ein­ba­rung zu tref­fen. Im Rah­men ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung bie­ten sich ver­schie­de­ne Op­tio­nen an, so­dass es sich emp­fiehlt, anwaltliche Beratung in An­spruch zu neh­men (vor al­lem zu steu­er­recht­li­chen Aspek­ten). Ins­be­son­de­re in Be­zug auf ei­ne ge­mein­sam er­wor­be­ne Fa­mi­li­en­woh­nung, in der ein El­tern­teil mit den ge­mein­sa­men Kin­dern wei­ter­hin lebt, soll­ten Ver­ein­ba­run­gen im In­ter­es­se der Kin­der ge­trof­fen wer­den (z. B. Wei­ter­nut­zung der Fa­mi­li­en­woh­nung durch den haupt­be­treu­en­den El­tern­teil ge­gen Zah­lung ei­ner Mie­te an den an­de­ren El­tern­teil). Aber auch bei der Auf­tei­lung ge­mein­sam an­ge­schaff­ter Haus­halts­ge­gen­stän­de soll­ten Sie sich um einen fai­ren Kom­pro­miss un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­lan­ge ge­mein­sa­mer Kin­der und Ih­rer wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se be­mü­hen.

Son­der­re­ge­lun­gen für Ehe­paa­re

Ehe­part­ner kön­nen die Auf­tei­lung des Ver­mö­gens in ei­ner Schei­dungs­fol­gen­ver­ein­ba­rung re­geln. Bei Ehe­part­nern, die im ge­setz­li­chen Güterstand der Zu­ge­winn­ge­mein­schaft le­ben, wer­den zu­dem im Rah­men des Zu­ge­win­n­aus­gleichs die je­wei­li­gen Ver­mö­gensan­tei­le beim Ver­mö­gen je­des Ehe­part­ners mit ih­rem je­wei­li­gen Wert be­rück­sich­tigt. Der Zu­ge­win­n­aus­gleich re­gelt je­doch nicht die Auf­tei­lung des Ver­mö­gens. Mehr zum Zu­ge­win­n­aus­gleich er­fah­ren Sie hier:

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Zu­dem sind bei (ehe­ma­li­gen) Ehe­part­nern in Be­zug auf die Fa­mi­li­en­woh­nung und Haus­halts­ge­gen­stän­de wäh­rend der Tren­nungs­zeit und nach der Schei­dung ge­setz­li­che Son­der­re­ge­lun­gen zu be­ach­ten. Mehr zur Auf­tei­lung von ge­mein­sa­mem Woh­nungs­ei­gen­tum und Haus­halts­ge­gen­stän­den er­fah­ren Sie hier:

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In welchen Fällen bestehen nach dem Scheitern der Lebensgemeinschaft Ausgleichsansprüche?

Aus­gleichs­an­sprü­che ab­hän­gig von Art des Zu­sam­men­le­bens und Gü­ter­stand

Ne­ben der Auf­tei­lung des ge­mein­sa­men Ver­mö­gens ist zu klä­ren, ob ei­nem Ex-Part­ner auch ein An­teil am Ver­mö­gens­zu­wachs des an­de­ren zu­steht. Die­se Fra­ge stellt sich ins­be­son­de­re, wenn ein Ex-Part­ner wirt­schaft­li­che Nach­tei­le durch die Be­treu­ung der Kin­der und die Haus­halts­füh­rung er­lit­ten hat, wäh­rend der an­de­re er­werbs­tä­tig war und mit dem Er­w­erb­sein­kom­men sein Ver­mö­gen ver­grö­ßert hat. Die Ant­wort auf die­se Fra­ge ist da­von ab­hän­gig, ob Sie ver­hei­ra­tet wa­ren und wel­ches Gü­ter­recht für Sie gilt oder ob Sie un­ver­hei­ra­tet zu­sam­men­ge­lebt ha­ben.

Ha­ben Sie – wie die al­ler­meis­ten Ehe­paa­re – kei­nen Ehe­ver­trag ge­schlos­sen, dann gilt für Sie der ge­setz­li­che Gü­ter­stand der Zu­ge­winn­ge­mein­schaft. In die­sem Fall blei­ben die Ver­mö­gen bei­der Ehe­part­ner zwar wäh­rend der Ehe ge­trennt, al­ler­dings fin­det an­läss­lich der Schei­dung ei­ne gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be bei­der Ehe­part­ner am Ver­mö­gens­zu­wachs, der wäh­rend der Ehe er­zielt wur­de, statt (sog. Zu­ge­win­n­aus­gleich). Mehr In­for­ma­tio­nen zum Zu­ge­win­n­aus­gleich fin­den Sie hier:

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Ha­ben die Ehe­part­ner durch einen no­ta­ri­ell be­ur­kun­de­ten Ehe­ver­trag ei­ne Gütertrennung ver­ein­bart, so fin­det im Fal­le ei­ner Schei­dung grund­sätz­lich kei­ne gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be bei­der Ehe­part­ner an dem wäh­rend der Ehe er­ziel­ten Ver­mö­gens­zu­wachs statt. Hat die Ver­ein­ba­rung ei­ner Gü­ter­tren­nung ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des­je­ni­gen Ehe­part­ners zur Fol­ge, der auf­grund der Kin­der­be­treu­ung sei­ne Be­rufs­tä­tig­keit zu­rück­ge­stellt hat, dann kann dies in Aus­nah­me­fäl­len da­zu füh­ren, dass das Fa­mi­li­en­ge­richt den Ver­trag an­passt oder so­gar für un­wirk­sam er­klärt. Dies ist aber nur bei ei­ner evi­dent ein­sei­ti­gen, nicht ge­recht­fer­tig­ten und nicht zu­mut­ba­ren Ver­tei­lung der ehe­li­chen Las­ten der Fall.

In der Re­gel wird der Ehe­ver­trag aber wirk­sam sein, mit der Fol­ge, dass – eben­so wie bei un­ver­hei­ra­te­ten Paa­ren – grund­sätz­lich kein An­spruch auf Teil­ha­be am Ver­mö­gens­zu­wachs des an­de­ren be­steht.

Nach einer Trennung können Ausgleichsansprüche zwischen den Ex-Partnern entstehen

Kein Aus­gleich für Leis­tun­gen zur Er­mög­li­chung des täg­li­chen Zu­sam­men­le­bens

Für al­le Ex-Part­ner (egal ob ver­hei­ra­tet oder un­ver­hei­ra­tet) gilt, dass Leis­tun­gen, die das all­täg­li­che Zu­sam­men­le­ben erst er­mög­li­chen (z. B. Über­nah­me der Miet­zah­lung, Er­werb ei­nes ge­mein­sam ge­nutz­ten PKWs, Be­treu­ung der ge­mein­sa­men Kin­der), nicht aus­ge­gli­chen wer­den, weil sie üb­li­cher­wei­se wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens so­li­da­risch und mit der Vor­stel­lung er­bracht wer­den, dass im Fal­le des Schei­terns der Be­zie­hung kei­ne Rück­ab­wick­lung statt­fin­den soll. Die­se Leis­tun­gen wer­den als gleich­wer­ti­ge Bei­trä­ge zur Le­bens­ge­mein­schaft an­ge­se­hen (auch wenn sie dies im Ein­zel­fall nicht sein mö­gen).

Eine Mutter wird in fünf verschiedenen Situationen mit ihrer kleinen Tochter abgebildet. Sie zieht das Kind an, geht mit ihr spazieren, liest ihm vor. Sie erledigen gemeinsam Hausarbeit, Staubsaugen, Putzen und Wäschewaschen.

Für die Kinderbetreuung während des Zusammenlebens gibt es z. B. keine Ausgleichsansprüche

Aus­gleichs­an­sprü­che im Aus­nah­me­fall

Al­ler­dings hat die Recht­spre­chung für Leis­tun­gen ei­nes Part­ners wäh­rend der Le­bens­ge­mein­schaft, die über die Er­mög­li­chung des all­täg­li­chen Zu­sam­men­le­bens hin­aus­ge­hen und zu ei­nem Ver­mö­gens­zu­wachs beim an­de­ren Part­ner ge­führt ha­ben, an­er­kannt, dass im Fal­le des Schei­terns der Le­bens­ge­mein­schaft ein „Aus­gleichs­an­spruch“ be­ste­hen kann. Ein sol­cher An­spruch kommt ins­be­son­de­re in Be­tracht, bei…

  • der Er­brin­gung von er­heb­li­chen Hand­werks­leis­tun­gen an ei­ner Im­mo­bi­lie, die im Ei­gen­tum des Ex-Part­ners steht
  • ei­ner Mit­ar­beit im Un­ter­neh­men des Ex-Part­ners
  • der zur Ver­fü­gung­stel­lung er­heb­li­cher Geld­mit­tel, z. B. zum Auf­bau ei­nes Ge­wer­bes des Ex-Part­ners

Ha­ben die per­sön­li­chen und fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen ei­nes Ex-Part­ners zu ei­ner Ver­meh­rung des Ver­mö­gens des an­de­ren ge­führt und wur­den sie im Ver­trau­en auf den wei­te­ren Fort­be­stand der Le­bens­ge­mein­schaft er­bracht, dann be­steht re­gel­mä­ßig ein „Aus­gleichs­an­spruch“ des­je­ni­gen, der die Leis­tun­gen er­bracht hat, ge­gen den­je­ni­gen, der da­von pro­fi­tiert hat. Für die Fra­ge, ob im kon­kre­ten Fall ein sol­cher An­spruch be­steht und wenn ja, in wel­cher Hö­he, soll­ten Sie anwaltliche Beratung in An­spruch neh­men.

Wie werden gemeinsam aufgenommene Schulden im Falle einer Trennung aufgeteilt?

Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen In­nen- und Au­ßen­ver­hält­nis

Bei ge­mein­sa­men Ver­bind­lich­kei­ten (sog. Ge­samt­schul­den) wird zwi­schen dem Au­ßen­ver­hält­nis (d. h. dem Ver­hält­nis zum Ver­trags­part­ner, dem sog. Gläu­bi­ger) und dem In­nen­ver­hält­nis (Ver­hält­nis zwi­schen den Schuld­nern) un­ter­schie­den. Ha­ben Sie zu­sam­men mit Ih­rem Ex-Part­ner einen Kre­dit bei ei­ner Bank auf­ge­nom­men, dann ist die Bank Gläu­bi­ger und Sie und Ihr Ex-Part­ner Ge­samt­schuld­ner.

Haf­tung im Au­ßen­ver­hält­nis

Für Ver­bind­lich­kei­ten, die ge­mein­sam ein­ge­gan­gen wur­den, haf­ten bei­de Ex-Part­ner ge­gen­über dem Gläu­bi­ger (Au­ßen­ver­hält­nis). Dar­an än­dert auch ei­ne Tren­nung oder Schei­dung nichts. Der Gläu­bi­ger kann frei ent­schei­den, ob er bei­de Ex-Part­ner an­tei­lig oder nur Einen in vol­lem Um­fang für die Zah­lung der Ver­bind­lich­kei­ten in An­spruch nimmt.

Aus­gleich im In­nen­ver­hält­nis

Im In­nen­ver­hält­nis der Schuld­ner, al­so im Ver­hält­nis zwi­schen den Ex-Part­nern, haf­ten die­se grund­sätz­lich hälf­tig für ge­mein­sa­me Schul­den, wenn nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist oder sich aus den Um­stän­den er­gibt. Hat der Gläu­bi­ger nur einen der Ex-Part­ner in An­spruch ge­nom­men, dann hat die­ser in der Re­gel einen An­spruch ge­gen den an­de­ren Ex-Part­ner auf Er­stat­tung des hälf­ti­gen Be­trags.

Im Fal­le ei­ner Tren­nung sind ver­schie­de­ne Kon­stel­la­tio­nen zu un­ter­schei­den; die fol­gen­den Fall­ge­stal­tun­gen kom­men häu­fi­ger vor.

Bei­spiel 1: Nach der Tren­nung be­hält der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil den wäh­rend der Le­bens­ge­mein­schaft ge­mein­sam ge­nutz­ten PKW. Ob­wohl der an­de­re El­tern­teil den PKW selbst nicht mehr nutzt, er­klärt er sich da­zu be­reit, die zur Fi­nan­zie­rung des PKWs ge­mein­sam ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten nebst Zin­sen al­lein zu­rück­zu­be­zah­len, um den Ex-Part­ner bei der Kin­der­be­treu­ung zu un­ter­stüt­zen. Die­se Ver­ein­ba­rung im In­nen­ver­hält­nis än­dert je­doch nichts an der Haf­tung bei­der El­tern im Au­ßen­ver­hält­nis ge­gen­über der Bank. Al­ler­dings kann ver­sucht wer­den, ei­ne Ent­las­sung des im In­nen­ver­hält­nis von der Zah­lung frei­ge­stell­ten El­tern­teils aus dem Kre­dit­ver­trag mit Zu­stim­mung des Gläu­bi­gers (Bank) zu er­rei­chen.

Pra­xis-Hin­weis:
Aus­wir­kung der al­lei­ni­gen Til­gung der Ver­bind­lich­keit auf den Ehe­gat­ten­un­ter­halt


Zahlt der un­ter­halts­pflich­ti­ge Ehe­part­ner ge­mein­sa­me Ver­bind­lich­kei­ten al­lein zu­rück und wird die ge­leis­te­te Ra­te bei der Er­mitt­lung sei­nes un­ter­halts­re­le­van­ten Ein­kom­mens be­rück­sich­tigt, dann trägt der un­ter­halts­be­rech­tig­te Ehe­part­ner die Til­gung je­doch an­tei­lig mit. Macht der un­ter­halts­be­rech­tig­te Ehe­part­ner kei­nen Ehe­gat­ten­un­ter­halt gel­tend, weil der an­de­re ei­ne Ge­samt­schuld al­lein tilgt, so soll­te dies aus­drück­lich und nach­weis­bar er­klärt wer­den. So kann ei­ne spä­te­re In­an­spruch­nah­me zur hälf­ti­gen Über­nah­me der Til­gung ver­hin­dert wer­den, denn der Un­ter­halt kann nicht rück­wir­kend für die Ver­gan­gen­heit ein­ge­for­dert wer­den.

Bei­spiel 2: Wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens wur­de ge­mein­sam ein Kre­dit auf­ge­nom­men, da­mit ein Part­ner ein Mo­tor­rad er­wer­ben kann, das er aus­schließ­lich al­lei­ne nutzt. Hier ist der­je­ni­ge, der das Mo­tor­rad er­wor­ben hat, ver­pflich­tet, ab der Tren­nung die Ver­bind­lich­kei­ten al­lei­ne zu­rück­zu­be­zah­len, selbst wenn dies bei der Kre­dit­auf­nah­me nicht ver­ein­bart wur­de. Die Schuld­ner haf­ten im In­nen­ver­hält­nis näm­lich nur dann zu glei­chen Tei­len, wenn nichts an­ders ver­ein­bart wur­de oder sich nicht aus den Um­stän­den et­was an­de­res er­gibt. Letz­te­res ist hier der Fall, da das Mo­tor­rad im Ei­gen­tum ei­nes Ex-Part­ners steht und auch nur von die­sem ge­nutzt wird. Ent­spre­chen­des gilt auch, wenn z. B. ein PKW zu­nächst an­ge­schafft wur­de, um ihn ge­mein­sam zu nut­zen, die­ser aber nach der Tren­nung nur noch von ei­nem Ex-Part­ner ge­nutzt wird. In bei­den Fäl­len hat der an­de­re Ex-Part­ner einen sog. Frei­stel­lungs­an­spruch, d. h. er kann im In­nen­ver­hält­nis ver­lan­gen, von der Rück­zah­lung des Kre­dits voll­stän­dig frei­ge­stellt zu wer­den, so­fern nicht im In­nen­ver­hält­nis et­was an­de­res ver­ein­bart wur­de (sie­he Bei­spiel 1). Auch hier soll­te aber ver­sucht wer­den, ei­ne Ent­las­sung des frei­ge­stell­ten Ex-Part­ners aus dem Kre­dit­ver­trag mit Zu­stim­mung des Gläu­bi­gers (Bank) zu er­rei­chen.

Bei­spiel 3: Es wur­de ge­mein­sam ein Kre­dit auf­ge­nom­men, um die Woh­nungs­ein­rich­tung zu fi­nan­zie­ren. Wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens hat ein Part­ner al­lein die Rück­zah­lung der ge­mein­sam ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten über­nom­men. Nach der Tren­nung tei­len die Ex-Part­ner die Woh­nungs­ein­rich­tung gleich­mä­ßig auf. Nun stellt sich die Fra­ge, ob der Ex-Part­ner, der bis­lang die Til­gung der Ver­bind­lich­kei­ten über­nom­men hat­te, im In­nen­ver­hält­nis wei­ter­hin die noch be­ste­hen­de Rest­schuld al­lein til­gen muss. Dass ei­ne Wei­ter­füh­rung der al­lei­ni­gen Über­nah­me der Ver­bind­lich­keit bei­den Ex-Part­nern zu­gu­te­kommt, ist nach der Tren­nung nur dann an­zu­neh­men, wenn dies aus­drück­lich ver­ein­bart war. An­de­ren­falls ist ab der Tren­nung von ei­ner Haf­tung für die Ver­bind­lich­kei­ten zu glei­chen Tei­len aus­zu­ge­hen, weil der Grund für die al­lei­ni­ge Til­gung der Ver­bind­lich­kei­ten, näm­lich die Er­mög­li­chung des ge­mein­sa­men Zu­sam­men­le­bens, weg­ge­fal­len ist.

Al­ler­dings kann der­je­ni­ge, der wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens al­lein für die Ver­bind­lich­kei­ten auf­ge­kom­men ist, nicht rück­wir­kend einen Aus­gleich vom an­de­ren ver­lan­gen. Denn die bis zur Tren­nung ge­leis­te­ten Zah­lun­gen ge­hö­ren zu den Bei­trä­gen, die die Le­bens­ge­mein­schaft erst er­mög­li­chen. Für die­se wird re­gel­mä­ßig kein Aus­gleich ge­schul­det.

Au­ßen­ver­hält­nis
zwi­schen den Ex-Part­nern (Schuld­nern) und dem Gläu­bi­ger

 

ge­mein­sa­me Haf­tung der Ex-Part­ner (Schuld­ner)

Der Gläu­bi­ger kann nach sei­ner Wahl auch nur von ei­nem Schuld­ner die al­lei­ni­ge Til­gung for­dern (Aus­gleich er­folgt dann im In­nen­ver­hält­nis zwi­schen den Ex-Part­nern).


 

 

In­nen­ver­hält­nis
zwi­schen den Ex-Part­nern (Schuld­nern) un­ter­ein­an­der, wenn kei­ne Ver­ein­ba­rung vor­liegt

ab­hän­gig vom Zweck des Ge­schäfts:

  •      bei beid­sei­ti­gem In­ter­es­se: in der Re­gel hälf­ti­ge Über­nah­me der noch aus­ste­hen­den Rest­schuld durch bei­de Ex-Part­ner
  •      bei ein­sei­ti­gem In­ter­es­se: Frei­stel­lungs­an­spruch des an­de­ren Ex-Part­ners 

Kein (rück­wir­ken­der) Aus­gleich für al­lei­ni­ge Til­gungs­leis­tun­gen wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens.

 

Was ist bei einem gemeinsam genutzten Konto im Falle einer Trennung zu beachten?

Ver­schie­de­ne Ar­ten ge­mein­sa­mer Kon­ten

Vie­le Paa­re nut­zen wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens ein zu­sätz­li­ches Kon­to für be­stimm­te Aus­ga­ben (z. B. zur Haus­halts­füh­rung oder für ge­mein­sa­me An­schaf­fun­gen). Manch­mal wer­den auch al­le Ein­nah­men und Aus­ga­ben über ein ge­mein­sa­mes Kon­to ab­ge­wi­ckelt. Nicht im­mer muss es sich um ein Ge­mein­schafts­kon­to han­deln, es kann auch sein, dass ei­nem Part­ner nur ei­ne Kon­to­voll­macht für das Kon­to des an­de­ren Part­ners ge­währt wur­de.

Ein Ge­mein­schafts­kon­to kann ent­we­der in Form ei­nes „Und-Kon­tos“ vor­lie­gen, bei dem bei­de Part­ner nur ge­mein­sam ver­fü­gen kön­nen. Bei ei­nem „Oder-Kon­to“ ist hin­ge­gen je­der Part­ner ein­zeln ver­fü­gungs­be­fugt und kann Geld ein­zah­len, ab­he­ben und Zah­lun­gen an­wei­sen.

Tren­nung oh­ne Aus­wir­kung auf Ge­mein­schafts­kon­to – selbst ak­tiv wer­den!

Ei­ne Tren­nung hat kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die Kon­to­be­rech­ti­gung am Ge­mein­schafts­kon­to. Bei ei­nem „Oder-Kon­to“ be­deu­tet dies, dass auch nach der Tren­nung je­der Ex-Part­ner Geld von dem Kon­to ab­he­ben und Zah­lun­gen an­wei­sen kann. Zu­gleich haf­ten bei­de Ex-Part­ner ge­gen­über der Bank für Be­las­tun­gen des Kon­tos. Für ei­ne Auf­tei­lung des Gut­ha­bens ist grund­sätz­lich da­von aus­zu­ge­hen, dass bei Ge­mein­schafts­kon­ten das vor­han­de­ne Gut­ha­ben bei­den Ex-Part­nern je­weils zur Hälf­te zu­steht – un­ab­hän­gig da­von, wo­her das Geld stammt.

Tipps für den Tren­nungs­fall bei Ge­mein­schafts­kon­ten
  • Kon­to­stand zum Zeit­punkt der Tren­nung do­ku­men­tie­ren
  • Ge­mein­schafts­kon­to so bald wie mög­lich auf­lö­sen
  • bei ei­nem „Oder-Kon­to“ bis zur Kon­toauf­lö­sung: Ein­zel­ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung des an­de­ren Part­ners ge­gen­über der Bank schrift­lich oder per­sön­lich in der Bank­fi­lia­le wi­der­ru­fen
  • Zah­lungs­ver­kehr im Blick be­hal­ten
  • ggf. Last­schrift­man­da­te und wie­der­keh­ren­de Ab­bu­chungs­auf­trä­ge über­prü­fen
  • ggf. Ein­zah­lun­gen (z. B. Ge­halt, Ren­ten­zah­lun­gen) auf ein ei­ge­nes Kon­to um­lei­ten

Kon­to­voll­macht be­steht auch nach Tren­nung – Wi­der­ruf er­klä­ren!

Ei­ne Voll­macht, die dem Ex-Part­ner für das ei­ge­ne Kon­to er­teilt wur­de, er­lischt mit der Tren­nung nur im In­nen­ver­hält­nis. Im Au­ßen­ver­hält­nis ge­gen­über der Bank be­steht die Voll­macht fort, bis sie ge­gen­über der Bank wi­der­ru­fen wur­de. Bis zum Wi­der­ruf kann der be­voll­mäch­tig­te Ex-Part­ner wei­ter­hin Geld vom Kon­to ab­he­ben. Im Ver­hält­nis zwi­schen den Ex-Part­nern kann im Ein­zel­fall ei­ne Ver­ein­ba­rung vor­lie­gen, dass das vor­han­de­ne Gut­ha­ben bei­den zu glei­chen Tei­len zu­ste­hen soll (z. B. wenn das Kon­to zu ge­mein­sa­men Spar­z­we­cken ge­nutzt wur­de). Dar­aus kön­nen nach ei­ner Tren­nung Aus­gleich­an­sprü­che ent­ste­hen.

Tipps für den Kon­to­in­ha­ber im Tren­nungs­fall
  • Kon­to­voll­macht so­bald wie mög­lich wi­der­ru­fen
  • Än­de­rung der Zu­gangs­ken­nung für On­li­ne-Ban­king, ggf. Sper­re der zwei­ten EC-Kar­te/Kre­dit­kar­te des Ex-Part­ners
  • ggf. Last­schrift­man­da­te und wie­der­keh­ren­de Ab­bu­chungs­auf­trä­ge über­prü­fen
Tipps für den be­voll­mäch­tig­ten Part­ner im Tren­nungs­fall
  • ei­ge­nes Kon­to ein­rich­ten, wenn nur das Part­ner­kon­to ge­nutzt wur­de
  • ggf. Ein­zah­lun­gen auf Part­ner­kon­to (z. B. Ge­halt, Ren­ten­zah­lun­gen) auf ei­ge­nes Kon­to um­lei­ten

Quellen & Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te und Links zu ver­tie­fen­den In­for­ma­tio­nen.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Ger­hardt, P., Heint­schel-Hei­negg, B. v., Klein, M. (2021). Hand­buch Fa­mi­li­en­recht. Wol­ters Klu­wer.

Schulz, W., Hauß, J. (2022). Ver­mö­gen­saus­ein­an­der­set­zung bei Tren­nung und Schei­dung. C.H.Beck.

Schwab, D., Görtz-Lei­ble, M. (2022). Mei­ne Rech­te bei Tren­nung und Schei­dung. dtv.

Vief­hues, W. (2022). Von der Tren­nung bis zur Schei­dung. Deut­scher An­walts­ver­lag.

Wich­ti­ge Ge­richts­ent­schei­dun­gen:

BGH 3.2.2010 – XII ZR 53/08 (Kein rück­wir­ken­der Aus­gleich von Zah­lun­gen, die als gleich­wer­ti­ger Bei­trag ei­nes Part­ners zur Le­bens­füh­rung wäh­rend des Be­ste­hens der Le­ben­ge­mein­schaft an­zu­se­hen sind.)

OLG Brandenburg 7.11.2019 – 9 UF 93/19 (Al­lei­ni­ge Kre­dit­til­gung nach Tren­nung)

OLG Karlsruhe 4.8.2008 – 19 U 226/04 (Auf­tei­lung ei­nes Kre­dits nach Tren­nung)

BGH 11.5.2005 – XII ZR 289/02 (Aus­wir­kung der al­lei­ni­gen Til­gung der Ver­bind­lich­keit auf den Ehe­gat­ten­un­ter­halt)
 

Links zum The­ma:

Broschüre des Bundesministeriums der Justiz zum Eherecht mit wei­ter­füh­ren­den In­for­ma­tio­nen zu Tren­nung und Schei­dung (Stand: 2022)

Broschüre des Bundesministerium der Justiz mit wei­ter­füh­ren­den In­for­ma­tio­nen zur Tren­nung bei nicht ver­hei­ra­te­ten Paa­ren (Stand: 2022)

Bei der Su­che nach ei­ner an­walt­li­chen Ver­tre­tung kön­nen die wei­ter­hel­fen.

Zu­ge­winn- und Ver­sor­gungs­aus­gleich
Er­klä­rung & Be­rech­nungs­grund­la­gen

Leb­ten die Ehe­leu­te im ge­setz­li­chen Gü­ter­stand der Zu­ge­winn­ge­mein­schaft, fin­det nach an­läss­lich der Schei­dung ein Aus­gleich in Be­zug auf das in der Ehe er­wor­be­ne Ver­mö­gen statt (Zu­ge­win­n­aus­gleich). Auch An­rech­te auf Ver­sor­gungs­leis­tun­gen sind nach der Schei­dung auf­zu­tei­len (Ver­sor­gungs­aus­gleich). Hier fin­den Sie einen ers­ten Über­blick zum Zu­ge­winn- & Ver­sor­gungs­aus­gleich.

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Ge­mein­sa­me Woh­nung und Haus­halts­ge­gen­stän­de
Auf­tei­lung nach ei­ner Tren­nung/Schei­dung

Bei ei­ner Tren­nung ist zu klä­ren, ob ei­ner von Ih­nen auch künf­tig die bis­lang ge­mein­sam be­wohn­te Fa­mi­li­en­woh­nung wei­ter­nut­zen kann und wie Haus­halts­ge­gen­stän­de ver­teilt wer­den. Hier er­fah­ren Sie wel­che Auf­tei­lungs­op­tio­nen be­ste­hen, wel­che Aspek­te zu be­rück­sich­ti­gen sind und wann ein ge­richt­li­cher An­trag auf Woh­nungs­zu­wei­sung ge­stellt wer­den kann.

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Ver­mö­gen­s­ent­wick­lung nach Tren­nung
Wie ent­wi­ckelt sich das Ver­mö­gen nach ei­ner Tren­nung?

Vie­le fi­nan­zi­el­le Aspek­te ei­ner Tren­nung oder Schei­dung wir­ken sich auf das Ver­mö­gen aus. Im Be­reich "Tren­nung öko­no­misch durch­den­ken" fin­den Sie wei­ter­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen da­zu, wel­che Rol­le das Ver­mö­gen im Fa­mi­li­en­le­ben und nach Tren­nung und Schei­dung spielt.

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