Kin­des­un­ter­halt und Kin­der­geld

ak­tua­li­siert am 28.05.24         von Eli­sa­beth Gal­bas, Prof. Dr. Eva Schu­mann      Fa­mi­li­en­recht, Ge­org-Au­gust-Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung rechtlich durchdenken" steht. Gezeigt werden ein Mann und seine Tochter im Schulalter, die nah beieinander stehend auf ein Waage- und ein Paragraphensymbol blicken.
Was er­war­tet Sie auf die­ser Sei­te?

Hier fin­den Sie Ant­wor­ten auf die fol­gen­den Fra­gen:


  1. Was ist Barunterhalt und wer muss diesen bezahlen?
  2. Wem steht das Kindergeld nach der Trennung zu?
  3. Wie wird der Barunterhalt berechnet?
  4. Wie wird der Barunterhalt im Mangelfall berechnet?
  5. Wie kann der Kindesunterhalt außergerichtlich geregelt werden?
  6. Wie kann der Kindesunterhalt gerichtlich geltend gemacht werden?
 

Die Er­mitt­lung des Kin­des­un­ter­halts ist sehr kom­plex. Sie er­hal­ten hier einen ers­ten Über­blick über die Rechts­la­ge. Die­ser kann je­doch ei­ne an­walt­li­che Be­ra­tung im kon­kre­ten Ein­zel­fall nicht er­set­zen.

Was ist Barunterhalt und wer muss diesen bezahlen?

Un­ter­halt bei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern

Der Un­ter­halt soll den Le­bens­be­darf Ih­res Kin­des de­cken und setzt sich bei ei­nem min­der­jäh­ri­gen Kind wie folgt zu­sam­men:

  • fi­nan­zi­el­le Zu­wen­dun­gen (Bar­un­ter­halt, der mo­nat­lich im Vor­aus zu zah­len ist)
  • per­sön­li­che Zu­wen­dun­gen, wie Er­zie­hung und Be­treu­ung des Kin­des
    ( Betreuungsunterhalt )
  • Sach­leis­tun­gen, wie Ver­pfle­gung und Un­ter­kunft (Na­tu­ral­un­ter­halt)

Vor­aus­set­zun­gen für den An­spruch des Kin­des auf Bar­un­ter­halt sind die Be­dürf­tig­keit des Kin­des und die Leis­tungs­fä­hig­keit der El­tern. Min­der­jäh­ri­ge Kin­der sind in der Re­gel be­dürf­tig, da sie nicht selbst für ih­ren Un­ter­halt auf­kom­men kön­nen. El­tern müs­sen da­her al­le ver­füg­ba­ren Mit­tel auf­wen­den, um je­den­falls den Mindestunterhalt si­cher­zu­stel­len. Er­hält das Kind z. B. ei­ne Aus­bil­dungs­ver­gü­tung, so muss es sei­ne Ein­künf­te teil­wei­se für den ei­ge­nen Un­ter­halt ein­set­zen.

Wel­che An­for­de­run­gen an die Er­werbs­tä­tig­keit bar­un­ter­halts­pflich­ti­ger El­tern­tei­le ge­stellt wer­den, er­fah­ren Sie hier:

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Ein­fluss des Be­treu­ungs­mo­dells auf den Kin­des­un­ter­halt

Die Auf­tei­lung des Kin­des­un­ter­halts ist vom ge­wähl­ten Be­treu­ungs­mo­dell ab­hän­gig.

  • Für das Residenzmodell gilt, dass der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil sei­ne Un­ter­halts­pflicht durch die Be­treu­ung er­bringt, al­so Be­treu­ungs­un­ter­halt leis­tet. Der an­de­re El­tern­teil (Um­gangs­el­tern­teil) ist ver­pflich­tet, den Bar­un­ter­halt zu zah­len. 
  • Im paritätischen Wechselmodell be­treu­en  bei­de El­tern das Kind und und tei­len sich da­her ne­ben dem Be­treu­ungs­un­ter­halt auch den Bar- und Na­tu­ral­un­ter­halt.
  • Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs wird der Un­ter­halt im  asymmetrischen Wechselmodell wie beim Re­si­denz­mo­dell be­stimmt. Beim Bar­un­ter­halt er­fol­gen le­dig­lich klei­ne Kor­rek­tu­ren als Aus­gleich für die grö­ße­re Be­treu­ungs­über­na­me des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils. 

Der Be­darf des min­der­jäh­ri­gen Kin­des und da­mit die Hö­he des Bar­un­ter­halts lei­tet sich von der Le­bens­stel­lung der El­tern ab. Ne­ben dem Al­ter des Kin­des wird da­her zur Er­mitt­lung der Hö­he des Bar­un­ter­halts auf das Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils (im Re­si­denz­mo­dell) bzw. der  bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­tei­le (im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell) ab­ge­stellt. Die ge­naue Un­ter­halts­hö­he nach Al­ters- und Ein­kom­mens­stu­fen er­gibt sich aus der Düsseldorfer Tabelle .

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Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells
Man­gel­fall

Reicht das Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils nicht aus, um al­le Un­ter­halts­an­sprü­che zu er­fül­len, dann liegt ein sog. Man­gel­fall vor. In die­sem Fall gilt ei­ne ge­setz­lich vor­ge­se­he­ne Rei­hen­fol­ge, nach der die Un­ter­halts­an­sprü­che zu ­zah­len sind. Die Un­ter­halts­an­sprü­che min­der­jäh­ri­ger Kin­der und sog.  privilegierter volljähriger Kinder ste­hen da­bei an der ers­ten Stel­le.

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Un­ter­halt bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Voll­jäh­ri­ge Kin­der, die sich noch in der Schu­l-, Be­ruf­saus­bil­dung oder im Stu­di­um be­fin­den, ha­ben eben­falls An­spruch auf Un­ter­halt ge­gen ih­re El­tern. Al­ler­dings gel­ten hier häu­fig an­de­re Re­geln als für den Un­ter­halt min­der­jäh­ri­ger Kin­der. Da­bei ist zu dif­fe­ren­zie­ren:

  • Voll­jäh­ri­ge Kin­der bis zur Vol­len­dung des 21. Le­bens­jah­res, die sich in der all­ge­mei­nen Schul­aus­bil­dung be­fin­den und noch im Haus­halt ei­nes El­tern­teils le­ben (so­ge­nann­te pri­vi­le­gier­te voll­jäh­ri­ge Kin­der), wer­den teil­wei­se min­der­jäh­ri­gen Kin­dern gleich­ge­stellt. Ge­mein­sam­kei­ten und Ab­wei­chun­gen zu den An­sprü­chen min­der­jäh­ri­ger Kin­der auf Bar­un­ter­halt wer­den im Fol­gen­den je­weils aus­ge­wie­sen.
  • Voll­jäh­ri­ge Kin­der, die sich in ei­ner Be­rufs­aus­bil­dung be­fin­den oder stu­die­ren, ha­ben hin­ge­gen An­spruch auf Aus­bil­dungs­un­ter­halt

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Wem steht das Kindergeld nach der Trennung zu?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Kin­der­geld

Das Kin­der­geld ist ei­ne staat­li­che So­zi­al­leis­tung, die die El­tern bei der De­ckung des Kin­des­un­ter­halts un­ter­stüt­zen soll. Bei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern soll das Kin­der­geld den El­tern je­weils zur Hälf­te zu Gu­te kom­men, auch wenn es im­mer nur an einen El­tern­teil aus­ge­zahlt wird. Ge­setz­lich wird des­halb fest­ge­legt, dass das Kin­der­geld...

  • zu ei­ner Hälf­te den Barbedarf des Kin­des deckt und
  • zur an­de­ren Hälf­te den El­tern für ih­re Be­treu­ungs­leis­tung ge­währt wird.

Die­se Auf­tei­lung ist auf das Residenzmodell zu­ge­schnit­ten.

Hö­he des Kin­des­gel­des
Seit dem 1.1.2023 be­trägt das Kin­der­geld je Kind ein­heit­lich 250 €.
Be­zugs­be­rech­tig­ter El­tern­teil
Zum Be­zug des Kin­der­gel­des ist nur der El­tern­teil be­rech­tigt, der mit dem Kind in ei­nem Haus­halt lebt.

Je­de Än­de­rung der Be­zugs­be­rech­ti­gung (z. B. durch Aus­zug des Kin­der­geld­be­rech­tig­ten aus der ge­mein­sa­men Fa­mi­li­en­woh­nung oder auf­grund des Um­zugs des Kin­des zum an­de­ren El­tern­teil) ist der Fa­mi­li­en­kas­se un­ver­züg­lich mit­zu­tei­len. An­dern­falls muss das Kin­der­geld ge­ge­be­nen­falls zu­rück­ge­zahlt wer­den, wenn nicht nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass das Kin­der­geld an den an­de­ren El­tern­teil wei­ter­ge­lei­tet wur­de. Der an­de­re (kin­der­geld­be­rech­tig­te) El­tern­teil kann dann ma­xi­mal für 6 Mo­na­te rück­wir­kend das Kin­der­geld be­an­tra­gen. 

Eine erwachsene Person und ein Kind sitzen auf dem Boden und werfen Eurostücke in ein Sparschwein.

Das Kindergeld soll dem Kind zugutekommen

Auf­tei­lung des Kin­der­gel­des für ver­schie­de­ne Be­treu­ungs­mo­del­le und bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Wird das Kind im Re­si­denz­mo­dell be­treut, wird dem haupt­be­treu­en­den El­tern­teil das vol­le Kin­der­geld aus­ge­zahlt. Die ei­ne Hälf­te des Kin­der­gel­des steht ihm selbst für sei­ne Be­treu­ungs­leis­tung zu. Die an­de­re Hälf­te ist auf den Ba­run­ter­halt des an­de­ren El­tern­teils an­zu­rech­nen.

Tei­len sich die El­tern die Be­treu­ung des Kin­des im Wech­sel, müs­sen Sie sich ei­ni­gen, an wel­chen El­tern­teil das Kin­der­geld aus­ge­zahlt wer­den soll. Auch hier hat die Recht­spre­chung ent­schie­den, dass die ei­ne Hälf­te des Kin­der­gel­des den Be­treu­ungs­leis­tun­gen der El­tern zu Gu­te kom­men soll. Das be­deu­tet, je­dem El­tern­teil steht für die Be­treu­ung des Kin­des ein Vier­tel des Kin­der­gel­des zu. Die zwei­te Hälf­te des Kin­der­gel­des soll auf den Bar­un­ter­halt an­ge­rech­net wer­den. Leis­ten bei­de El­tern dem Kind in glei­cher Hö­he Bar­un­ter­halt, so steht je­dem El­tern­teil ins­ge­samt die Hälf­te des Kin­der­gel­des zu. Kom­men die El­tern in un­ter­schied­li­cher Hö­he für den Bar­un­ter­halt des Kin­des auf, dann er­hält der El­tern­teil, der den hö­he­ren An­teil des Bar­un­ter­halts leis­tet, auch einen ent­spre­chend grö­ße­ren An­teil an der zwei­ten Kin­der­geld­hälf­te.

In der Recht­spre­chung wird das asym­me­tri­sche Wech­selm­odell als ein Re­si­denz­mo­dell mit er­wei­ter­tem Um­gang be­han­delt. Das heißt, nur ein El­tern­teil ist bar­un­ter­halts­pflich­tig, so­dass das Kin­der­geld eben­so wie im Re­si­denz­mo­dell hälf­tig zwi­schen den El­tern auf­ge­teilt wird.


Die recht­li­che Ein­ord­nung des asym­me­tri­schen Wech­selm­odells als Re­si­denz­mo­dell ist al­ler­dings um­strit­ten. 

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Kin­der­geld wird für voll­jäh­ri­ge Kin­der in der Re­gel bis zur Vol­len­dung des 25. Le­bens­jah­res ge­währt, wenn sich die­se noch in der Aus­bil­dung be­fin­den.

Da bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern kei­ne Be­treu­ungs­leis­tung mehr von den El­tern er­bracht wird, wird das Kin­der­geld in vol­ler Hö­he beim Bar­un­ter­halt be­rück­sich­tigt, d. h. auf den Un­ter­halts­be­darf nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le an­ge­rech­net. Al­ler­dings muss das Kin­der­geld dem voll­jäh­ri­gen Kind zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den.

Da das Kin­der­geld in der Re­gel durch die El­tern be­zo­gen wird, müs­sen die­se das Kin­der­geld an das Kind wei­ter­ge­ben. Lebt das Kind noch bei dem kin­der­geld­be­rech­tig­ten El­tern­teil, kann die­ser einen Teil des Kin­der­gel­des für den ge­leis­te­ten Na­tu­ral­un­ter­halt (ins­be­son­de­re Woh­nung und Ver­pfle­gung) ver­wen­den.

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Eine Frau streckt beide Arme in die Luft. Neben ihr ist eine Hand zu sehen, die eine Euromünze hält.

Auch für voll­jäh­ri­ge Kin­der steht Kin­der­geld zu

Steu­er­li­cher Kin­der­frei­be­trag

  • Al­ter­na­tiv zum Kin­der­geld kann als Steu­e­rer­spar­nis der Kin­der­frei­be­trag bei der Ein­kom­mens­steu­er ge­währt wer­den. 
  • Zu­nächst wird (auf An­trag) im­mer das Kin­der­geld aus­ge­zahlt und bei An­wen­dung des Kin­der­frei­be­trags ver­rech­net. Das Fi­nanz­amt prüft im Ein­zel­fall, ob das Kin­der­geld oder der Kin­der­frei­be­trag für den je­wei­li­gen El­tern­teil fi­nan­zi­ell vor­teil­haf­ter ist.
  • Der Kin­der­frei­be­trag wird bei ge­trennt­le­ben­den El­tern in der Re­gel hälf­tig ge­teilt.

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Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, klatschen sich mit ihrem Händen ab.

Auch der Kin­der­frei­be­trag soll den Kin­dern zu­gu­te­kom­men

Wie wird der Barunterhalt berechnet?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zur Un­ter­halts­be­rech­nung

Die Hö­he des „an­ge­mes­se­nen“ Bar­un­ter­halts ist bei min­der­jäh­ri­gen Kin­dern ab­hän­gig vom Al­ter des Kin­des und vom Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils (im Residenzmodell  und im asymmetrischen Wechselmodell ) bzw. der bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern (im paritätischen Wechselmodell ). Die ge­naue Un­ter­halts­hö­he nach Al­ters- und Ein­kom­mens­stu­fen er­gibt sich aus der Düsseldorfer Tabelle .

Son­der­fäl­le bei der Un­ter­halts­be­rech­nung

Schwie­rig­kei­ten be­rei­tet die Er­mitt­lung des Bar­un­ter­halts, wenn ein er­wei­ter­ter Um­gang vor­liegt oder die El­tern ein asymmetrisches Wechselmodell prak­ti­zie­ren. Hier schla­gen wir ei­ne Lö­sung vor, die die Be­treu­ungs­an­tei­le und die Ein­kom­men bei­der El­tern be­rück­sich­tigt. Die hier vor­ge­schla­ge­ne Lö­sung kön­nen Sie mit Hilfe einer Anwältin oder eines Anwalts zur Grund­la­ge ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ma­chen. Es kann al­ler­dings sein, dass bei ei­nem spä­te­ren Streit über den Kin­des­un­ter­halt in ei­nem ge­richt­li­chen Un­ter­halts­ver­fah­ren der Kin­des­un­ter­halt vom Fa­mi­li­en­ge­richt an­ders be­rech­net wird, weil es für die­se Fäl­le we­der kla­re ge­setz­li­che Vor­ga­ben noch ei­ne ein­heit­li­che Recht­spre­chung gibt.

Bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern ist die Hö­he des Un­ter­halts von ver­schie­de­nen Kri­te­ri­en ab­hän­gig, die im Fol­gen­den eben­falls dar­ge­stellt wer­den.

Reicht das Ein­kom­men des oder der Bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen nicht aus, um al­len Kin­dern den Mindestunterhalt zu zah­len, liegt ein so­ge­nann­ter Man­gel­fall vor.

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Zu sehen ist ein großer Taschenrechner. Links von ihm steht ein Mädchen mit Rucksack, rechts eine Frau mit einem Buch im Arm. Beide zeigen auf den Taschenrechner.

Die Höhe des Kindesunterhalts hängt von verschiedenen Kriterien ab

Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts für ver­schie­de­ne Be­treu­ungs­mo­del­le und bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts im Re­si­denz­mo­dell

Beim Residenzmodell er­bringt der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil sei­ne Un­ter­halts­pflicht in der Re­gel durch Pfle­ge und Er­zie­hung des Kin­des, wäh­rend der an­de­re El­tern­teil (barun­ter­halts­pflich­ti­ger El­tern­teil) al­lein zur Zah­lung des Bar­un­ter­halts des Kin­des ver­pflich­tet ist (§ 1606 Absatz 3 BGB ).
Der Bar­un­ter­halt des Kin­des im Re­si­denz­mo­dell wird nach den fol­gen­den drei Schrit­ten be­stimmt:

 

Prüfungsreihenfolge des Barunterhalts im Residenzmodell: Bedarf des Kindes, Berücksichtigung des Kindergeldes und Leistungsfähigkeit des barunterhaltspflichtigen Elternteils.

1

Be­darf des Kin­des an­hand des Ein­kom­mens des ba­run­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils

Der Bar­un­ter­halt des min­der­jäh­ri­gen Kin­des be­stimmt sich nach dem Al­ter des Kin­des und dem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men des ba­run­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils. Ei­ne An­lei­tung zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Mit Hil­fe der Düsseldorfer Tabelle lässt sich der Be­darf des Kin­des an­hand fol­gen­der Kri­te­ri­en ab­le­sen:

  • Ein­kom­mens­grup­pe des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils und
  • Al­ter des Kin­des

Düsseldorfer Tabelle, Stand 2023
Mehr­be­darf und Son­der­be­darf

Die Be­darfs­be­trä­ge der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le be­zif­fern nur den Re­gel­be­darf des Kin­des. Nicht be­rück­sich­tigt sind Kos­ten wie bei­spiels­wei­se Nach­hil­fe, un­vor­her­ge­se­he­ne Krank­heits­kos­ten oder Kos­ten für Klas­sen­fahr­ten. Sol­che Kos­ten kön­nen einen Mehr­be­darf oder Son­der­be­darf dar­stel­len. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Mehr- und Son­der­be­darf fin­den Sie hier:

Ab- oder Zu­schlä­ge durch Ein­stu­fung in ei­ne nied­ri­ge­re oder hö­he­re Ein­kom­mens­grup­pe
  •  Die Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le geht da­von aus, dass Un­ter­halt an zwei Per­so­nen (z. B. an zwei Kin­der oder an den ge­schie­de­nen Ehe­part­ner und ein Kind) zu zah­len ist. Gibt es mehr oder we­ni­ger Un­ter­halts­be­rech­tig­te, kann ei­ne Ein­stu­fung in ei­ne nied­ri­ge­re oder hö­he­re Ein­kom­mens­grup­pe vor­ge­nom­men wer­den. Die Recht­spre­chung nimmt je­doch meist nur ei­ne Um­stu­fung in die je­weils nächs­te Ein­kom­mens­grup­pe vor.
  • Der Be­darfs­kon­troll­be­trag dient der Kor­rek­tur der Ein­stu­fung der Ein­kom­mens­grup­pe. Ver­bleibt dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil nach Ab­zug al­ler Un­ter­halts­pflich­ten (auch des Be­treu­ungs- oder Ehe­gat­ten­un­ter­halts) we­ni­ger als der Be­darfs­kon­troll­be­trag, so ist die Un­ter­halts­be­rech­nung in der Re­gel an­hand der nächst nied­ri­ge­ren Ein­kom­mens­grup­pe (de­ren Be­darfs­kon­troll­be­trag nicht un­ter­schrit­ten wird) vor­zu­neh­men. Zu be­ach­ten ist al­ler­dings, dass nicht al­le Ge­rich­te den Be­darfs­kon­troll­be­trag be­rück­sich­ti­gen. Ei­ne Her­ab­set­zung des Bar­un­ter­halts kann bis zum Mindestunterhalt er­fol­gen.

2

Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­gel­des

An­schlie­ßend ist von dem er­mit­tel­ten Bar­un­ter­halts­be­darf nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le die Hälf­te des Kin­der­gel­des ab­zu­zie­hen. Mehr zum Kin­der­geld er­fah­ren Sie hier.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil ist zur Leis­tung von Kin­des­un­ter­halt und nach­e­he­li­chem Un­ter­halt ver­pflich­tet. Er hat ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 3.800 €, so­dass sich der Be­darf sei­nes 10-jäh­ri­gen Kin­des nach der 6. Ein­kom­mens­grup­pe be­misst und auf 706 € be­läuft. Hier­von sind 125 € (die Hälf­te des Kin­der­gel­des für das Kind in Hö­he von 250 €) ab­zu­zie­hen. Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil muss so­mit Un­ter­halt in Hö­he von 581 € leis­ten.

3

Selbst­be­halt des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils (Leis­tungs­fä­hig­keit)

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil ist nur dann leis­tungs­fä­hig, wenn ihm von sei­nem Ein­kom­men so viel ver­bleibt, dass sei­ne ei­ge­ne Exis­tenz nicht be­droht ist. Dies be­deu­tet, dass ihm nach Ab­zug des Bar­un­ter­halts von sei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men min­des­tens ein so­ge­nann­ter not­wen­di­ger Selbst­be­halt für den ei­ge­nen Le­bens­be­darf ver­blei­ben muss. Reicht das den not­wen­di­gen Selbst­be­halt über­stei­gen­de Ein­kom­men nicht für den Mindestunterhalt des Kin­des aus, liegt ein so­ge­nann­ter Mangelfall vor, bei dem der Kin­des­un­ter­halt neu be­rech­net wer­den muss.

Die Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le gibt für den not­wen­di­gen Selbst­be­halt ak­tu­ell einen Richt­wert in Hö­he von 1.450 € bei Er­werbs­tä­tig­keit des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils vor (1.200 € bei ei­nem nich­t­er­werbs­tä­ti­gen El­tern­teil, Stand: 2024). Die Hö­he des Selbst­be­halts kann im Ein­zel­fall je­doch an­zu­pas­sen sein, z.B. bei hö­he­ren an­ge­mes­se­nen Wohn­kos­ten. 

Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell

Die Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts er­folgt für das  paritätische Wechselmodell ab­wei­chend vom Re­si­denz­mo­dell, da die Be­treu­ungs­leis­tung von bei­den El­tern glei­cher­ma­ßen er­bracht wird und da­her nicht zwi­schen ei­nem haupt­be­treu­en­den und ei­nem bar­un­ter­halts­pflich­ten El­tern­teil dif­fe­ren­ziert wer­den kann.  Ent­schei­dend für die An­wend­bar­keit der fol­gen­den Be­rech­nungs­grund­sät­ze ist, dass die Be­treu­ung hälf­tig zwi­schen den El­tern auf­ge­teilt ist. Ein pa­ri­tä­ti­sches Wech­selm­odell liegt bei­spiels­wei­se vor, wenn das Kind im Wech­sel je­weils ei­ne Wo­che bei je­dem El­tern­teil wohnt. Wech­selt das Kind häu­fi­ger oder un­re­gel­mä­ßig, soll­ten Sie zu­nächst klä­ren, ob Ih­re Be­treu­ungs­an­tei­le gleich hoch sind.

Der Bar­un­ter­halt des Kin­des im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell wird nach den fol­gen­den vier Schrit­ten be­stimmt:

Prüfungsreihenfolge des Barunterhalts im Wechselmodell: Bedarf des Kindes, Berücksichtigung des Kindergeldes, Leistungsfähigkeit beider Eltern und Ausgleich zwischen den Eltern.

1

Be­darf des Kin­des an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern

Der Bar­un­ter­halt­be­darf des min­der­jäh­ri­gen Kin­des be­stimmt sich nach dem Al­ter des Kin­des und den be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern. Mehr In­for­ma­tio­nen zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Mit Hil­fe der Düsseldorfer Tabelle lässt sich der Be­darf des Kin­des an­hand fol­gen­der Kri­te­ri­en ab­le­sen:

  •  ad­dier­te Ein­kom­men bei­der El­tern und
  • Al­ter des Kin­des

Düsseldorfer Tabelle, Stand 2023
Mehr­be­darf und Son­der­be­darf

Die Be­darfs­be­trä­ge der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le be­zif­fern nur den Re­gel­be­darf des Kin­des. Nicht be­rück­sich­tigt sind Kos­ten wie bei­spiels­wei­se Nach­hil­fe, un­vor­her­ge­se­he­ne Krank­heits­kos­ten oder Kos­ten für Klas­sen­fahr­ten. Sol­che Kos­ten kön­nen einen Mehr­be­darf oder Son­der­be­darf dar­stel­len. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Mehr- und Son­der­be­darf fin­den Sie hier:

Wech­sel­mehr­be­darf

Bei ge­richt­li­cher Fest­set­zung des Bar­un­ter­halts im Wech­selm­odell wird häu­fig noch ein Mehr­be­darf zum Ta­bel­len­be­trag hin­zu­ge­rech­net, der die Kos­ten be­rück­sich­tigt, die auf­grund des Wech­sels des Kin­des zwi­schen den El­tern­woh­nun­gen zu­sätz­li­ch ent­ste­hen­. Hier­zu ge­hö­ren ins­be­son­de­re Fahrt­kos­ten und er­höh­te Wohn­kos­ten, da bei­de El­tern ein Kin­der­zim­mer be­reit­stel­len müs­sen.
 

2

Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­gel­des

An­schlie­ßend ist von dem er­mit­tel­ten Bar­un­ter­halts­be­darf nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le die Hälf­te des Kin­der­gel­des ab­zu­zie­hen. Mehr zum Kin­der­geld er­fah­ren Sie hier.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Ein El­tern­teil hat ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.500 € und der an­de­re El­tern­teil in Hö­he von 2.000 €. Das be­rei­nig­te Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern be­läuft sich al­so auf 4.500 €, so­dass sich der Be­darf des 10-jäh­ri­gen Kin­des nach der 7. Ein­kom­mens­grup­pe be­misst und 750 € be­trägt. Hier­von sind 125 € (die Hälf­te des Kin­der­gel­des für das Kind in Hö­he von 250 €) ab­zu­zie­hen. So­mit be­trägt der Bar­un­ter­halt des Kin­des 625 €.

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Er­mitt­lung der zu leis­ten­den An­tei­le am Bar­un­ter­halt (Leis­tungs­fä­hig­keit der El­tern)

Als nächs­tes ist die Hö­he der zu leis­ten­den An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt zu be­stim­men, die sich nach dem Ver­hält­nis der Ein­kom­men der El­tern zu­ein­an­der rich­tet. Hier­für wird zu­nächst der an­ge­mes­se­ne Selbst­be­halt in Hö­he von 1.750 € (Stand: 2024) je­weils vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ab­ge­zo­gen. An­schlie­ßend sind die ver­blei­ben­den Ein­kom­mens­be­trä­ge ins Ver­hält­nis zu set­zen, wel­ches dann für die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt maß­geb­lich ist.

 Im Wech­selm­odell wer­den die El­tern nur im Man­gel­fall auf den ge­rin­ge­ren „not­wen­di­gen“ Selbst­be­halt ver­wie­sen. Die Hö­he des an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halts wird in der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le als Richt­wert an­ge­ge­ben, kann je­doch im Ein­zel­fall, z. B. bei hö­he­ren an­ge­mes­se­nen Wohn­kos­ten, an­zu­pas­sen sein.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel ver­blei­ben dem El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.500 € nach Ab­zug des an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halts (1.750 €) noch 750 €, dem an­de­ren El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men von 2.000€ ver­blei­ben nach Ab­zug des an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halts (1.750 €) noch 250 €. Da dem bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil drei­mal so viel Ein­kom­men ver­bleibt, steht das Ein­kom­men der El­tern in ei­nem Ver­hält­nis von drei zu eins (al­so 3/4 zu 1/4). Die­se Quo­te ist auf die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt des Kin­des zu über­tra­gen. Dies be­deu­tet, dass der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil drei Vier­tel (469 €) und der an­de­re El­tern­teil ein Vier­tel (156 €)des Bar­un­ter­halts­be­darfs in Hö­he von 625 € de­cken muss.

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Aus­gleich zwi­schen den El­tern

Bei glei­chen Be­treu­ungs­an­tei­len hat das Kind bei bei­den El­tern den­sel­ben Bar­un­ter­halts­be­darf (im Be­rech­nungs­bei­spiel die Hälf­te des Be­darfs aus der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le in Hö­he von 750 €, al­so 375 €, Stand: 2024) Da­her muss ein Aus­gleich zwi­schen den El­tern er­fol­gen, da­mit dem Kind in bei­den Haus­hal­ten der­sel­be Be­trag zur Ver­fü­gung steht. Der El­tern­teil mit dem hö­he­ren Ein­kom­men muss einen Aus­gleich an den an­de­ren El­tern­teil zah­len, da­mit bei­de die glei­chen fi­nan­zi­el­len Mit­tel für das Kind zur Ver­fü­gung ha­ben. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass ein El­tern­teil das vol­le Kin­der­geld be­zieht.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel lag der An­teil des bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teils am Bar­un­ter­halt des Kin­des bei 469 € (3/4 von 635 €) und der des an­de­ren El­tern­teils bei 156 € (1/4 von 625 €). Er­hält der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Ein­kom­men das Kin­der­geld, dann ist sein An­teil (156 €) um die Hälf­te des Kin­der­gel­des (125 €), die für den Bar­un­ter­halt vor­ge­se­hen ist, zu er­hö­hen (dies er­gibt dann 281 €). Da­mit der Be­darf des Kin­des bei bei­den El­tern im sel­ben Um­fang er­füllt wer­den kann, steht dem El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Ein­kom­men ein mo­nat­li­cher Aus­gleichs­be­trag in Hö­he von 94 € zu, al­so die Hälf­te der Dif­fe­renz zwi­schen 469 € und 281 €.

Aus­gleich der zwei­ten Kin­der­geld­hälf­te

Schließ­lich ist noch die zwei­te Hälf­te des Kin­der­gel­des auf­zu­tei­len, wel­che die El­tern auf die Be­treu­ung ver­wen­den sol­len. Die­se Kin­der­geld­hälf­te ist des­halb auch ent­spre­chend den Be­treu­ungs­an­tei­len im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell hälf­tig zwi­schen den El­tern auf­zu­tei­len, so­dass je­dem El­tern­teil ein Vier­tel des Kin­der­gel­des für die Be­treu­ung zu­steht.

 Im Ein­zel­fall kann der Kin­der­geld­aus­gleich bei ei­ner re­la­tiv ge­rin­gen Dif­fe­renz zwi­schen den Ein­kom­men der El­tern da­zu füh­ren, dass der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Ver­dienst dem an­de­ren El­tern­teil ei­ne ge­rin­ge Aus­gleichs­zah­lung leis­ten muss. 

El­tern-Tipp:
Ge­rin­ge Aus­gleichs­be­trä­ge für Mehr­be­darf ein­setz­en

Im Wech­selm­odell kann es zu sehr ge­rin­gen Aus­gleichs­be­trä­gen kom­men, bei de­nen sich ein mo­nat­li­cher Aus­gleich nicht lohnt. Um Strei­tig­kei­ten vor­zu­beu­gen, emp­fiehlt sich bei ge­rin­gen Aus­gleichs­be­trä­gen ei­ne Ver­ein­ba­rung der El­tern, wo­nach der El­tern­teil, der den Aus­gleich leis­ten müss­te, die­sen statt­des­sen voll­stän­dig in an­fal­len­den Mehr­be­darf oder Son­der­be­darf in­ves­tiert.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel muss der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil an den an­de­ren El­tern­teil einen mo­nat­li­chen Aus­gleichs­be­trag in Hö­he von 94  be­zah­len. Der an­de­re El­tern­teil er­hält aber das Kin­der­geld, von dem ein Vier­tel (ge­run­det 63 €) dem bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil für die Be­treu­ung zu­steht. Der Aus­gleichs­be­trag für den Kin­des­un­ter­halt kann mit die­sem Vier­tel des Kin­der­gel­des ver­rech­net wer­den. So­mit müss­te der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil, weil der an­de­re El­tern­teil das Kin­der­geld er­hält,  mo­nat­lich ge­run­det 31 € an den an­de­ren El­tern­teil zah­len.

Ge­richt­li­che Pra­xis zum er­wei­ter­ten Um­gang bzw. zum asym­me­tri­schen Wech­selm­odell (Mit­be­treu­ung un­ter 50%)

Hat der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil deut­lich häu­fi­ger Um­gang mit dem Kind als dies im Residenzmodell üb­lich ist oder be­treut die­ser El­tern­teil das Kind zwar un­ter 50 %, aber doch zu wei­ten Tei­len mit ( asymmetrisches Wechselmodell ), dann er­folgt die Be­rech­nung des Bar­un­ter­halts wie im Re­si­denz­mo­dell. Das heißt, der El­tern­teil. der das Kind  un­ter 50 % mit­be­treut, ist al­lein bar­un­ter­halts­pflich­tig. Die zu­sätz­li­chen Be­treu­ungs­leis­tun­gen wür­digt der Bun­des­ge­richts­hof durch ei­ne Ein­grup­pie­rung des bar­un­ter­halt­pflich­ti­gen El­tern­teils in ei­ne nied­ri­ge­re Stu­fe der Düsseldorfer Tabelle . In der Re­gel er­folgt ei­ne Her­ab­stu­fung um ei­ne oder aus­nahms­wei­se zwei Ein­kom­mens­grup­pen. Bei ei­ner Her­ab­stu­fung in die nächst nied­ri­ge­re Ein­kom­mens­grup­pe re­du­ziert sich der Bar­un­ter­halt um 5 bis 8 %.

Die­se Recht­spre­chung führt bei ei­nem ei­nem ge­rin­gen Mit­be­treu­ungs­an­teil in der Re­gel zu an­ge­mes­se­nen Er­geb­nis­sen. Bei ei­nem Mit­be­treu­ungs­an­teil von über 33 % und ei­ner Be­rufs­tä­tig­keit bei­der El­tern kann es sich je­doch an­bie­ten, in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung fest­zu­le­gen, dass sich bei­de El­tern am Bar­un­ter­halt be­tei­li­gen.

Nach­tei­le der Ge­richt­spra­xis zum Un­ter­halt beim asym­me­tri­schen Be­treu­ungs­mo­dell
Fol­gen­de Nach­tei­le bringt die der­zei­ti­ge Ge­richt­spra­xis mit sich...
Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung beim asym­me­tri­schen Wech­selm­odell

 

In ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung kön­nen Sie sich dar­auf ver­stän­di­gen, dass sich bei­de El­tern am Bar­un­ter­halt be­tei­li­gen. Da­bei bie­tet es sich an, die Hö­he des Bar­un­ter­halts des Kin­des eben­so wie beim paritätischen Wechselmodell an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern zu be­stimmt. Bei der Er­mitt­lung der je­weils zu leis­ten­den An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt des Kin­des kön­nen dann so­wohl die Hö­he der je­wei­li­gen Ein­kom­men der El­tern als auch die je­wei­li­gen Be­treu­ungs­an­tei­le be­rück­sich­tigt wer­den. In ei­ner sol­chen Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ist auch fest­zu­le­gen, dass bei­de El­tern an­tei­lig nach ih­ren Be­treu­ungs­an­tei­len für die Le­bens­hal­tungs­kos­ten des Kin­des (Klei­dung, Schul­be­darf usw.) auf­kom­men.

Für die Aus­ar­bei­tung ei­ner sol­chen Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ist ei­ne  anwaltliche Beratung so­wie die Be­reit­schaft des über­wie­gend be­treu­en­den El­tern­teils, sich am Bar­un­ter­halt zu be­tei­li­gen, er­for­der­lich.

 

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Bar­un­ter­halt voll­jäh­ri­ger Kin­der

Voll­jäh­ri­ge Kin­der ha­ben in der Re­gel bis zum En­de der Erst­aus­bil­dung An­spruch auf Un­ter­halt. Da je­doch kein Be­treu­ungs­be­darf mehr be­steht, müs­sen bei­de El­tern ge­mein­sam ent­spre­chend ih­rer je­wei­li­gen Ein­kom­men für den Ba­run­ter­halt des Kin­des auf­kom­men. Lebt das Kind noch bei den El­tern bzw. bei ei­nem El­tern­teil, steht es den El­tern bzw. dem El­tern­teil frei, den Un­ter­halt zu­min­dest teil­wei­se als Na­tu­ral­un­ter­halt zu leis­ten, in­dem Woh­nung und Ver­pfle­gung be­reit­ge­stellt wer­den. Da­bei müs­sen die El­tern je­doch auf die Be­lan­ge ih­res Kin­des Rück­sicht neh­men und dür­fen vor al­lem nicht des­sen Aus­bil­dung be­hin­dern oder ge­fähr­den.

Kein An­spruch auf Aus­bil­dungs­un­ter­halt be­steht, so­lan­ge das voll­jäh­ri­ge Kind...

  • ei­ge­nes Ver­mö­gen hat (die­ses ist bis auf einen klei­nen Rest­be­trag für die ei­ge­ne Aus­bil­dung ein­zu­set­zen)
  • kei­ne Aus­bil­dung macht

Der Un­ter­halt für voll­jäh­ri­ge Kin­der wird nach den fol­gen­den vier Schrit­ten be­stimmt:

Prüfungsreihenfolge des Barunterhalts für volljährige Kinder: Bedarf des Kindes, Berücksichtigung des Kindergeldes, Leistungsfähigkeit beider Eltern und Auszahlung an das volljährige Kind.

1

Be­darf des voll­jäh­ri­gen Kin­des an­hand der Ein­kom­men bei­der El­tern

Die Be­stim­mung des Be­darfs ei­nes voll­jäh­ri­gen Kin­des ist da­von ab­hän­gig, ob es noch bei ei­nem El­tern­teil zu Hau­se lebt oder von zu Hau­se aus­ge­zo­gen ist. Lebt das voll­jäh­ri­ge Kind wäh­rend der Aus­bil­dung oder des Stu­di­ums nicht mehr bei ei­nem El­tern­teil, wird ein Min­dest­be­darf in Hö­he von 930 € an­ge­nom­men (Stand: 2024). So­lan­ge das Kind bei ei­nem El­tern­teil lebt, be­stimmt sich der Be­darf des Kin­des nach der Düsseldorfer Tabelle (vier­te Al­ters­grup­pe) und nach den be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern. Mehr In­for­ma­tio­nen zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens fin­den Sie hier:

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Mit Hil­fe der Düsseldorfer Tabelle lässt sich der Be­darf des Kin­des an­hand fol­gen­der Kri­te­ri­en ab­le­sen:

  • ad­dier­te Ein­kom­men bei­der El­tern und
  • Al­ter des Kin­des

 


Ein­künf­te des Kin­des

Er­hält das Kind BAföG, sind die­se Leis­tun­gen auf den Bar­be­darf an­zu­rech­nen. Ent­spre­chen­des gilt für ei­ne Aus­bil­dungs­ver­gü­tung, bei der al­ler­dings zu­vor aus­bil­dungs­be­ding­te Auf­wen­dun­gen (so­ge­nann­te Wer­bungs­kos­ten) ab­zu­zie­hen sind. Hier­für wird in der Re­gel ei­ne Pau­scha­le von 100 € an­ge­nom­men. Ein­kom­men aus ei­nem Ne­ben­job wird al­ler­dings nicht oder nur teil­wei­se auf den Bar­un­ter­halt an­ge­rech­net, weil ei­ne sol­che Tä­tig­keit ne­ben ei­ner Aus­bil­dung re­gel­mä­ßig nicht er­war­tet wer­den kann.

Düsseldorfer Tabelle Altersgruppe > 18 Jahre, Stand 2023

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Be­rück­sich­ti­gung des Kin­der­gel­des

An­schlie­ßend ist von dem er­mit­tel­ten Bar­un­ter­halts­be­darf des Kin­des das vol­le Kin­der­geld ab­zu­zie­hen. Mehr zum Kin­der­geld er­fah­ren Sie hier.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Ein El­tern­teil hat ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.650 € und der an­de­re El­tern­teil in Hö­he von 2.200 €. Das be­rei­nig­te Net­to­ein­kom­men bei­der El­tern be­trägt al­so zu­sam­men 4.850 €, so­dass sich der Be­darf des voll­jäh­ri­gen Kin­des, das noch bei ei­nem El­tern­teil zu Hau­se lebt, nach der 8. Ein­kom­mens­grup­pe be­misst und  auf 993 € be­läuft. Hier­von ist das Kin­der­geld in Hö­he von 250 € ab­zu­zie­hen, so­dass der Bar­un­ter­halt des Kin­des 743 € be­trägt.

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Er­mitt­lung der zu leis­ten­den An­tei­le am Bar­un­ter­halt (Leis­tungs­fä­hig­keit der El­tern)

Die Hö­he der zu leis­ten­den An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt be­stimmt sich nach den Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen der El­tern. Hier­für wird zu­nächst der an­ge­mes­se­ne Selbst­be­halt in Hö­he von 1.750 € (Stand: 2024) je­weils vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ab­ge­zo­gen. An­schlie­ßend sind die ver­blei­ben­den Ein­kom­mens­be­trä­ge ins Ver­hält­nis zu set­zen und die­ses Ver­hält­nis ist dann für die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt maß­geb­lich.

 Die Hö­he des an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halts wird in der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le als Richt­wert an­ge­ben, kann je­doch im Ein­zel­fall, z. B. bei hö­he­ren an­ge­mes­se­nen Wohn­kos­ten, an­zu­pas­sen sein.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Im obi­gen Bei­spiel ver­blei­ben un­ter Be­rück­sich­ti­gung des an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halts in Hö­he von 1.750 € dem bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.650 € noch 900 € und dem an­de­ren El­tern­teil mit ei­nem be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 2.200 € noch 450 € für den Bar­un­ter­halt. Da dem bes­ser­ver­die­nen­den El­tern­teil dop­pelt so viel Ein­kom­men ver­bleibt, steht das Ein­kom­men der El­tern in ei­nem Ver­hält­nis von 2 zu 1 (al­so 2/3 zu 1/3). Die­se Quo­te ist auf die An­tei­le der El­tern am Bar­un­ter­halt des Kin­des zu über­tra­gen. Dies be­deu­tet, dass der bes­ser­ver­die­nen­de El­tern­teil zwei Drit­tel (495 €) und der an­de­re El­tern­teil ein Drit­tel (248 €) des Bar­un­ter­halts in Hö­he von 743 € be­zah­len muss.

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 Aus­zah­lung an das voll­jäh­ri­ge Kind

Der Un­ter­halt ist je­weils an­tei­lig von je­dem El­tern­teil an das Kind aus­zu­zah­len. Lebt das Kind noch bei ei­nem El­tern­teil, kann die­ser den Un­ter­halt auch teil­wei­se als Na­tu­ral­un­ter­halt er­brin­gen. Hin­weis: Auch das Kin­der­geld ist an das Kind aus­zu­zah­len!

Wie wird der Barunterhalt im Mangelfall berechnet?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum Man­gel­fall beim Kin­des­un­ter­halt

Grund­sätz­lich gilt, dass dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil ge­gen­über min­der­jäh­ri­gen Kin­dern und privilegierten volljährigen Kindern  für den ei­ge­nen Un­ter­halt nur der so­ge­nann­te not­wen­di­ge Selbst­be­halt ver­blei­ben muss. Nur der Teil des Ein­kom­mens, der nach Ab­zug des Selbst­be­halts vom so­ge­nann­ten be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men ver­bleibt, muss für den Bar­un­ter­halt des Kin­des ein­ge­setzt wer­den.

Ein Man­gel­fall liegt vor, wenn das Ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils nicht aus­reicht, um sich selbst zu un­ter­hal­ten und den Min­de­st­un­ter­halt des Kin­des (Un­ter­halt nach der ers­ten Stu­fe der Düsseldorfer Tabelle ) zu de­cken. Auch das Be­treu­ungs­mo­dell hat Ein­fluss dar­auf, wann ein Man­gel­fall vor­liegt. Liegt ein Man­gel­fall vor, emp­fiehlt es sich be­ra­ten­de Un­ter­stüt­zung beim Ju­gend­amt oder an­walt­li­che Hil­fe zu su­chen.
Zu­dem ist zu be­ach­ten, dass der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil auch ei­ner ge­stei­ger­ten Er­werb­sob­lie­gen­heit un­ter­liegt.

Ei­ne all­ge­mei­ne An­lei­tung zur Er­mitt­lung des be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­mens zur Un­ter­halts­be­rech­nung kön­nen Sie hier her­un­ter­la­den. Im Man­gel­fall wer­den je­doch teil­wei­se noch stren­ge­re Maß­stä­be an die Ab­zugs­fä­hig­keit be­stimm­ter Ein­kom­mens­pos­ten ge­stellt:

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Not­wen­di­ger Selbst­be­halt (Stand: 2024)

Die Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le gibt be­stimm­te Be­trä­ge für den not­wen­di­gen Selbst­be­halt als Richt­wert vor: 

  • bei Er­werbs­tä­tig­keit des Ba­run­ter­halts­pflich­ti­gen: 1.450 €
  • bei Er­werbs­lo­sig­keit des Ba­run­ter­halts­pflich­ti­gen: 1.200 €
Die­se Richt­wer­te für den not­wen­di­gen Selbst­be­halt kön­nen im Ein­zel­fall an­zu­pas­sen sein (z. B. bei hö­he­ren an­ge­mes­se­nen Wohn­kos­ten).
In­an­spruch­nah­me staat­li­cher Un­ter­stüt­zungs­leis­tun­gen
Be­fin­den Sie sich in be­eng­ten fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­sen, soll­ten Sie sich zu­dem über die Mög­lich­kei­ten staat­li­cher Un­ter­stüt­zungs­leis­tun­gen in­for­mie­ren. Ers­te In­for­ma­tio­nen zu staat­li­chen Un­ter­stüt­zungs­leis­tun­gen nach ei­ner Tren­nung fin­den Sie hier:

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Ein Mann stülpt seine Hosentaschen nach außen. Sie sind leer.

Manchmal reicht das Einkommen nicht für den Mindestunterhalt aus

Meh­re­re Un­ter­halts­be­rech­tig­te

Min­der­jäh­ri­ge und privilegierte volljährige Kinder ha­ben Vor­rang vor an­de­ren Un­ter­halts­be­rech­tig­ten. Sie ste­hen bei der Er­fül­lung von Un­ter­halts­an­sprü­chen auf dem ers­ten Rang. Nä­he­res zur Rang­fol­ge meh­re­rer Un­ter­halts­be­rech­tig­ter fin­den Sie hier . Sind im Man­gel­fall meh­re­re min­der­jäh­ri­ge bzw. pri­vi­le­gier­te voll­jäh­ri­ge Kin­der un­ter­halts­be­rech­tigt, dann wird das zur Ver­fü­gung ste­hen­de Ein­kom­men des Ba­run­ter­halts­pflich­ti­gen un­ter ih­nen an­tei­lig auf­ge­teilt.

Ge­stei­ger­te Er­werb­sob­lie­gen­heit

Ge­gen­über min­der­jäh­ri­gen Kin­dern und privilegierten volljährigen Kindern  be­steht ei­ne ge­stei­ger­te Er­werb­sob­lie­gen­heit des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils. Das be­deu­tet, dass die­ser sei­ne Ar­beits­kraft best­mög­lich aus­schöp­fen muss. Ein Man­gel­fall liegt so­mit nur dann vor, wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Min­de­st­un­ter­halt nicht be­zah­len kann, ob­wohl er sei­ne Ar­beits­kraft op­ti­mal ein­setzt.

Kommt der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil der ge­stei­ger­ten Er­werb­sob­lie­gen­heit nicht nach, dann kön­nen sei­nem Ein­kom­men fik­ti­ve Ein­künf­te hin­zu­ge­rech­net wer­den, die er mit ei­ner zu­mut­ba­ren Er­werbs­tä­tig­keit er­zie­len könn­te. Da­durch er­höht sich der Kin­des­un­ter­hal­t­an­spruch und dem Ba­run­ter­halts­pflich­ti­gen ver­blei­ben we­ni­ger Mit­tel zum Le­ben.

An­for­de­run­gen an die Er­werbs­tä­tig­keit

Zur Er­fül­lung der ge­stei­ger­ten Er­werb­sob­lie­gen­heit ist dem Un­ter­halts­pflich­ti­gen auch ein Orts- oder Be­rufs­wech­sel (auch au­ßer­halb des er­lern­ten Be­rufs) so­wie die Über­nah­me von Aus­hilfs- und Ge­le­gen­heits­ar­bei­ten zu­mut­bar. Die Auf­nah­me ei­ner Tä­tig­keit an ei­ner von den Kin­dern weit ent­fern­ten Ar­beits­stät­te kann je­doch im Ein­zel­fall un­zu­mut­bar sein, wenn dies den Um­gang mit dem Kind er­heb­lich er­schwe­ren und die Um­gangs­kos­ten deut­lich er­hö­hen wür­de.

Mehr zur Er­werb­sob­lie­gen­heit er­fah­ren Sie hier:

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Kin­des­un­ter­halt im Man­gel­fall in ver­schie­de­nen Kon­stel­la­tio­nen

Man­gel­fall im Re­si­denz­mo­dell

Im Man­gel­fall wird vom be­rei­nig­ten Net­to­ein­kom­men des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils zu­nächst der so­ge­nann­te not­wen­di­ge Selbst­be­halt ab­ge­zo­gen. Der ver­blei­ben­de Teil des Ein­kom­mens steht dem un­ter­halts­be­rech­tig­ten Kind zu.

Bei­spiel­rech­nung
(Stand: 2024)

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil hat ein be­rei­nig­tes Net­to­ein­kom­men in Hö­he von 1.780 €. Der Min­de­st­un­ter­halt sei­nes 10-jäh­ri­gen Kin­des be­trägt 426 € (ers­te Stu­fe der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le in Hö­he von 551 € ab­züg­lich des hal­b­en Kin­der­gel­des in Hö­he von 125 €). Da dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil der not­wen­di­ge Selbst­be­halt in Hö­he von 1.450 € ver­blei­ben muss, ste­hen für den Bar­un­ter­halt des Kin­des nur 330 € zur Ver­fü­gung. 

Bar­un­ter­halts­pflicht des haupt­be­treu­en­den El­tern­teils im Man­gel­fall


Kann der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Bar­un­ter­halt des Kin­des nicht voll­stän­dig leis­ten, dann muss sich der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil, so­fern er leis­tungs­fä­hig ist, am Bar­un­ter­halt be­tei­li­gen. Im obi­gen Bei­spiel wä­re dies die Dif­fe­renz zwi­schen dem Min­de­st­un­ter­halt von 426 € und dem ge­leis­te­ten Bar­un­ter­halt in Hö­he von 330 €, al­so im Er­geb­nis 96 € (Stand: 2024). Die Mög­lich­keit, Un­ter­halts­vor­schuss zu be­an­tra­gen, ist da­von je­doch un­ab­hän­gig.

Un­ter­halts­vor­schuss

Er­bringt der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil den Un­ter­halt nicht oder nicht voll­stän­dig, dann kann in vie­len Fäl­len für das Kind ein Un­ter­halts­vor­schuss be­an­tragt wer­den. Der Un­ter­halts­vor­schuss ist ei­ne staat­li­che Leis­tung, die un­ab­hän­gig vom Ein­kom­men des haupt­be­treu­en­den El­tern­teils die Dif­fe­renz zwi­schen dem Min­de­st­un­ter­halt ab­züg­lich des vol­len Kin­der­gel­des und dem tat­säch­lich ge­zahl­ten Bar­un­ter­halt ab­deckt. 

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Man­gel­fall im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell

Da beim paritätischen Wechselmodell bei­de El­tern für den Ba­run­ter­halt auf­kom­men müs­sen, kom­mt ein Man­gel­fall nicht so häu­fig vor. Im Zwei­fel muss ein El­tern­teil al­lein für den Bar­un­ter­halt auf­kom­men, wenn das be­rei­nig­te Net­to­ein­kom­men des an­de­ren den an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halt (1.750 €) nicht über­stei­gt (Stand: 2024). Erst wenn die be­rei­nig­ten Net­toein­kom­men bei­der El­tern un­ter Be­rück­sich­ti­gung des not­wen­di­gen Selbst­be­halts nicht aus­rei­chen, um den Min­de­st­un­ter­halt des Kin­des zu ge­währ­leis­ten, liegt ein Man­gel­fall vor.

Be­ach­ten Sie, dass es bis­her nicht mög­lich ist, einen Un­ter­halts­vor­schuss beim pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell zu be­an­tra­gen.

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Ein Paar Hände öffnet einen Geldbeutel, in dem sich nichts befindet außer einer Münze und Spinnweben.

Das Einkommen reicht nicht immer für den Mindestunterhalt

Man­gel­fall im asym­me­tri­schen Wech­selm­odell

Da das asymmetrische Wechselmodell von der Recht­spre­chung als Re­si­denz­mo­dell mit er­wei­ter­tem Um­gang be­han­delt wird, ist nur der El­tern­teil mit dem ge­rin­ge­ren Be­treu­ungs­an­teil bar­un­ter­halts­pflich­tig. Es gel­ten dann die Aus­füh­run­gen zum Man­gel­fall im Re­si­denz­mo­dell.

Be­ach­ten Sie, dass ein Un­ter­halts­vor­schuss nur bis zu ei­ner Mit­be­treu­ungs­quo­te von 40 % be­an­tragt wer­den kann. 

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Man­gel­fall bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern

Die so­ge­nann­ten  privilegierten volljährigen Kinder  sind im Man­gel­fall min­der­jäh­ri­gen Kin­dern gleich­ge­stellt. Da je­doch bei voll­jäh­ri­gen Kin­dern bei­de El­tern für den Bar­un­ter­halt auf­kom­men müs­sen, kom­mt ein Man­gel­fall nicht so häu­fig vor. Im Zwei­fel muss ein El­tern­teil al­lein für den Bar­un­ter­halt auf­kom­men, wenn das be­rei­nig­te Net­to­ein­kom­men des an­de­ren den an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halt (1.750 €) nicht über­stei­gt (Stand: 2024). Ein Man­gel­fall liegt erst vor, wenn die be­rei­nig­ten Net­toein­kom­men bei­der El­tern un­ter Be­rück­sich­ti­gung des not­wen­di­gen Selbst­be­halts nicht aus­rei­chen, um den Min­de­st­un­ter­halt des Kin­des zu ge­währ­leis­ten.

Für nicht pri­vi­le­gier­te, un­ter­halts­be­rech­tig­te voll­jäh­ri­ge Kin­der gilt, dass die El­tern nur das Ein­kom­men ein­setz­ten müs­sen, wel­ches den an­ge­mes­se­nen Selbst­be­halt (1.750 €, Stand: 2024) über­steigt. Au­ßer­dem ste­hen die­se nach der ge­setz­li­chen Rand­fol­ge der Un­ter­halts­be­rech­tig­ten auf dem vier­ten Rang. Das be­deu­tet, dass erst wenn der Min­dest­be­darf der hö­her­ran­gi­gen Un­ter­halts­be­rech­tig­ten ge­deckt ist, das voll­jäh­ri­ge Kind sei­nen Un­ter­halts­an­spruch gel­tend ma­chen kann. Mehr zur Rang­fol­ge er­fah­ren Sie hier: 
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Bild, das Ratlosigkeit oder Fragen einer Frau ausdrückt. Gezeigt wird eine Frau in frontaler Oberkörperansicht mit überlegender Gestik und Mimik und Fragezeichensymbolik.

Die Mangelfallregelung für volljährige Kinder ist kompliziert

Wie kann der Kindesunterhalt außergerichtlich geregelt werden?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zu Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­gen

Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­gen kon­kre­ti­sie­ren die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ne Pflicht zur Leis­tung von Kin­des­un­ter­halt.

Der Mehr­zahl der El­tern in Deutsch­land (cir­ca 85 %) ge­lingt es, sich über den Kin­des­un­ter­halt au­ßer­ge­richt­lich zu ei­ni­gen. Durch ei­ne ein­ver­nehm­li­che Re­ge­lung des Kin­des­un­ter­halts in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung kön­nen ins­be­son­de­re Kos­ten für ein Ge­richts­ver­fah­ren ver­mie­den und El­tern­kon­flik­ten – auch im In­ter­es­se des Kin­des – vor­ge­beugt wer­den. Bei der Er­ar­bei­tung ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung kann ei­ne pro­fes­sio­nel­le Un­ter­stüt­zung – ei­ne Be­ra­tung durch das Ju­gend­amt, Me­dia­ti­on oder an­walt­li­che Be­ra­tung – sehr hilf­reich sein. 

Ein Graph zeigt, wie Eltern den Kindesunterhalt festgelegt haben. 32% der Eltern haben sich einvernehmlich geeinigt und 53% mit professioneller Unterstützung, z.B. durch das Jugendamt. Bei 15% wurde die Höhe des Unterhalts gerichtlich festgelegt.
Vor­tei­le ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung
Ein­ver­nehm­li­che Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­gen ha­ben vie­le Vor­tei­le...
  • Er­hö­hung der Zah­lungs­be­reit­schaft des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils
  • Er­spar­nis ei­ner ge­richt­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung über den Kin­des­un­ter­halt
  • ein­fa­che­re An­pas­sung an ge­än­der­te Ver­hält­nis­se
  • bei ei­nem asym­me­tri­schen Wech­selm­odell: ge­mein­sa­me Fest­le­gung des Bar­un­ter­halts un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­treu­ungs­an­tei­le
Wel­che An­ga­ben soll­te die Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ent­hal­ten?
  • An­ga­ben zum Kind
  • Be­darf des Kin­des und Auf­tei­lung des Kin­der­gel­des
  • An­ga­ben zu den Be­treu­ungs­an­tei­len der El­tern
  • Be­rech­nungs­grund­la­ge des Bar­un­ter­halts
  • zu zah­len­der Bar­un­ter­halt und mo­nat­li­cher Zah­lungs­zeit­punkt
  • Gel­tungs­dau­er und Ab­än­de­rungs­grün­de
Sta­ti­sche oder dy­na­mi­sche Un­ter­halts­be­stim­mung 

Die Be­darfs­be­trä­ge der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le lei­ten sich al­le vom Min­de­st­un­ter­halt ab (§ 1612a BGB ). Da­her kann der Bar­un­ter­halt nicht nur als kon­kre­ter Be­trag („sta­ti­scher Un­ter­halt“), son­dern auch als Pro­zent­be­trag vom Min­de­st­un­ter­halt („dy­na­mi­scher Un­ter­halt“) in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­run­g fest­ge­hal­ten wer­den.

Ver­ein­ba­rungs­bei­spiel­

Ist Bar­un­ter­halt nach der 5. Ein­kom­mens­grup­pe zu zah­len, kann in ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ent­we­der die kon­kre­te Sum­me (bei ei­nem Kind bis 5 Jah­re: Zahl­be­trag 451 € nach Ab­zug des hal­b­en Kin­der­gel­des in Hö­he von 125 € vom Be­darf in Hö­he von 576 €) oder Bar­un­ter­halt in Hö­he von 120 % des Min­de­st­un­ter­halts fest­ge­legt wer­den (Stand: 2024).

Un­zu­läs­si­ge Ver­ein­ba­rungs­in­hal­te

Da das Kind einen ge­setz­lich fest­ge­leg­ten An­spruch auf an­ge­mes­se­nen Un­ter­halt hat, kön­nen Sie als El­tern den Bar­un­ter­halt nicht völ­lig frei fest­le­gen. Ins­be­son­de­re kön­nen Sie nicht zu Las­ten Ih­res Kin­des ei­ne Ver­ein­ba­rung tref­fen, nach der in Zu­kunft auf die Zah­lung von Ba­run­ter­halt ganz oder teil­wei­se ver­zich­tet wer­den soll. Ei­ne Ver­ein­ba­rung, bei der der Ver­zicht auf Kin­des­un­ter­halt an einen Um­gangs- oder Sor­ge­rechts­ver­zicht ge­kop­pelt wird, ist we­gen Sit­ten­wid­rig­keit un­wirk­sam.

Es sind zwei Hände zu sehen. Die linke Hand hält ein beschriebenes Blatt Papier. Die rechte Hand hält einen Stift und ist dabei, den Vertrag zu unterschreiben.

Eine Unterhaltsvereinbarung darf nicht zum Nachteil des Kindes geschlossen werden

Zwangs­wei­se Durch­set­zung ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung

Ei­ne Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung soll bei­den El­tern Klar­heit über den mo­nat­lich zu zah­len­den Kin­des­un­ter­halt ge­ben. In ih­rer Wir­kung führt die Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung zu­nächst nur zu ei­ner Selbst­ver­pflich­tung des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils.

Der In­halt ei­ner Un­ter­halts­ver­ein­ba­rung ist erst zwangs­wei­se durch­setz­bar, wenn ein so­ge­nann­ter Un­ter­halts­ti­tel, al­so ein Vollstreckungstitel , vor­liegt.

Beim Kin­des­un­ter­halt ha­ben Sie die kos­ten­lo­se Mög­lich­keit, einen voll­streck­ba­ren Ti­tel beim Ju­gend­amt in Form ei­ner Ju­gend­amts­ur­kun­de zu er­hal­ten. Al­ter­na­tiv kön­nen Sie ei­ne voll­streck­ba­re Ur­kun­de vor dem No­tar er­rich­ten las­sen, hier­für fal­len nur ge­rin­ge Kos­ten an.



 
In­an­spruch­nah­me an­walt­li­cher Be­ra­tung vor Un­ter­schrei­ben ei­ner Ju­gend­amts­ur­kun­de


Un­ter­halts­ti­tel kön­nen, wenn Sie nicht be­fris­tet sind, oh­ne zeit­li­che Be­gren­zung ein­ge­setzt wer­den. Zu­dem ist ei­ne spä­te­re Än­de­rung des Un­ter­halts­ti­tels nur ein­ver­nehm­lich mög­lich. Ist der an­de­re El­tern­teil mit der Ab­än­de­rung nicht ein­ver­stan­den, ist ein ge­richt­li­ches Ab­än­de­rungs­ver­fah­ren not­wen­dig. Mehr zum Ab­än­de­rungs­ver­fah­ren er­fah­ren Sie wei­ter un­ten auf der Sei­te. 

Es emp­fiehlt sich da­her, vor dem Un­ter­schrei­ben ei­ner Ju­gend­amts­ur­kun­de ei­ne  anwaltliche Beratung in An­spruch zu neh­men. Der El­tern­teil, der Barun­ter­halt für sein Kind gel­tend macht, kann so si­cher­stel­len, dass der Kin­des­un­ter­halt nicht zu nied­rig an­ge­setzt ist, wäh­rend der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil prüfen kann, dass der fest­ge­setz­te Kin­des­un­ter­halt nicht zu hoch ist.  

Kön­nen Sie die Kos­ten für ei­ne an­walt­li­che Be­ra­tung nicht selbst auf­brin­gen, be­steht die Mög­lich­keit, Be­ra­tungs­hil­fe zu be­an­tra­gen. Mehr zur Be­ra­tungs­hil­fe er­fah­ren Sie hier:

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Wie kann der Kindesunterhalt gerichtlich geltend gemacht?

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zur Gel­tend­ma­chung von Kin­des­un­ter­halt

Be­steht kein Un­ter­halts­ti­tel und ist der ba­run­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil nicht be­reit den Ba­run­ter­halt zu zah­len oder wird die­ser nicht re­gel­mä­ßig ge­zahlt, soll­te der Bar­un­ter­halt im Na­men des Kin­des ge­richt­lich gel­tend ge­ma­cht wer­den. Ei­ne ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung kommt auch in Be­tracht, wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil nicht mit der Er­rich­tung ei­nes Unterhaltstitels  ein­ver­stan­den ist.  Wich­tig ist, dass der Bar­un­ter­halt mög­lichst schnell ein­ge­for­dert wird, da der Ba­run­ter­halt grund­sätz­lich nicht rück­wir­kend, son­dern nur für die Zu­kunft gel­tend ge­macht wer­den kann.

Wer kann den Ba­run­ter­halt für das Kind gel­tend ma­chen?
  • Bei ei­ner Be­treu­ung im Residenzmodell oder asymmetrischen Wechselmodell kann nur der haupt­be­treu­en­de El­tern­teil den Bar­un­ter­halt für das Kind ge­richt­lich gel­tend ma­chen.
  • Im paritätischen Wechselmodell muss der El­tern­teil, der für das Kind Un­ter­halt gel­tend ma­chen möch­te, ent­we­der das al­lei­ni­ge Ver­tre­tungs­recht ge­richt­lich er­strei­ten (§ 1671 Absatz 1 BGB ) oder beim Fa­mi­li­en­ge­richt die Be­stel­lung ei­nes Er­gän­zungs­pfle­gers be­an­tra­gen (§ 1809 BGB ), da­mit die­ser den Kin­des­un­ter­halt gel­tend ma­chen kann.
  • Ist das Kind voll­jäh­rig, muss es den Bar­un­ter­halt selbst vor Ge­richt gel­tend ma­chen.

 

Vor der ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung des Bar­un­ter­halts emp­fiehlt es sich, ei­ne kos­ten­lo­se Be­ra­tung beim Ju­gend­amt oder ei­ne an­walt­li­che Be­ra­tung in An­spruch zu neh­men.

Kön­nen Sie die Kos­ten für ei­ne an­walt­li­che Be­ra­tung nicht selbst auf­brin­gen, dann be­steht die Mög­lich­keit, Be­ra­tungs­hil­fe zu be­an­tra­gen. Mehr zur Be­ra­tungs­hil­fe er­fah­ren Sie hier:

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Bild, das symbolisch eine besorgte Gefühlslage ausdrückt. Gezeigt wird ein Mann mit besorgtem Gesichtsausdruck, dem Symbol einer Gedankenblase mit einem Fadenknäuel und Fragezeichen im Hintergrund.

Ohne professionelle Unterstützung ist die gerichtliche Geltendmachung des Barunterhalts schwierig

Be­an­tra­gung ei­ner Bei­stand­schaft durch den haupt­be­treu­en­den El­tern­teil

Das Ju­gend­amt kann auch als Bei­stand für die ge­richt­li­che oder au­ßer­ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung des Bar­un­ter­halts kos­ten­frei ein­ge­setzt wer­den (§ 18 Absatz 1 Nr. 1 SGB VIII, § 1712 Absatz 1 Nr. 2 BGB ). Hier­für ge­nügt es, wenn der al­lein­sor­ge­be­rech­tig­te oder haupt­be­treu­en­de El­tern­teil die Bei­stand­schaft des Ju­gend­am­tes be­an­tra­gt. Als Bei­stand ist das Ju­gend­amt ver­tre­tungs­be­rech­tigt und da­her auch be­fugt, ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen über den Un­ter­halt zu tref­fen oder vor Ge­richt einen Ver­gleich zu schlie­ßen. Der Vor­teil ist, dass der Bei­stand den Ba­run­ter­halt ge­gen­über dem an­de­ren El­tern­teil gel­tend macht und ge­ge­be­nen­falls auch vor Ge­richt auf­tritt, so­dass ei­ne di­rek­te Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen den El­tern ver­mie­den wer­den kann. Die Bei­stand­schaft durch das Ju­gend­amt ist nur im Re­si­denz­mo­dell oder im asym­me­tri­schen Wech­selm­odell zu­läs­sig, nicht hin­ge­gen im pa­ri­tä­ti­schen Wech­selm­odell.

Jugendamt-Suche

Vor­ge­hen vor der ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung des Bar­un­ter­halts

Be­vor der Bar­un­ter­halt des Kin­des ge­richt­lich gel­tend ge­macht wer­den kann, sind fol­gen­de Schrit­te zu be­ach­ten:

Zur Be­stim­mung der Un­ter­halts­hö­he muss vom bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil Aus­kunft über des­sen Ein­künf­te und al­le wei­te­ren un­ter­halts­re­le­van­ten Aus­ga­ben und Um­stän­de (z.B. An­zahl sei­ner Un­ter­halts­pflich­ten) ver­lan­gt wer­den. Auf die­ser Grund­la­ge kann die Un­ter­halts­hö­he rich­tig be­rech­net wer­den. Da­bei ist dem an­de­ren El­tern­teil un­be­dingt der Grund des Aus­kunfts­ver­lan­gens zu nen­nen. Wird die Aus­kunft ver­wei­gert, kön­nen dem bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil in ei­nem spä­te­ren Un­ter­halts­ver­fah­ren die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den  (§ 243 Satz 2 Nr. 2 FamFG ). Ab dem Zeit­punkt des Aus­kunfts­ver­lan­gens kann der Bar­un­ter­halt bei aus­blei­ben­der Zah­lung auch rück­wir­kend gel­tend ge­macht wer­den. 

Der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil ist durch den an­de­ren El­tern­teil zur Zah­lung des Bar­un­ter­halts zu ei­nem be­stimm­ten Ter­min auf­zu­for­dern. Da­bei kann ent­we­der ein kon­kre­ter Un­ter­halts­be­trag oder ein be­stimm­ter Pro­zent­satz des  Mindestunterhalts  ver­lan­gt wer­den (§ 1612a Ab­satz 1 Satz 1 BGB ). Letz­te­res hat den Vor­teil, das künf­ti­ge An­trä­ge auf Ab­än­de­rung der Un­ter­halts­hö­he ge­ge­be­nen­falls er­spart blei­ben. Zahlt der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil trotz aus­drück­li­chem Zah­lungs­ver­lan­gen nicht, kann der Bar­un­ter­halt in ei­nem spä­te­ren Un­ter­halts­ver­fah­ren rück­wir­kend ab die­sem Zeit­punkt ver­lan­gt wer­den. Wird zu­nächst ein Un­ter­halts­be­trag ver­langt, der un­ter dem an­ge­mes­se­nen Ba­run­ter­halt liegt, kann rück­wir­kend al­ler­dings kein hö­he­rer Un­ter­halt ver­langt wer­den. Es emp­fiehlt sich da­her, für die rich­ti­ge Be­rech­nung der Un­ter­halts­hö­he anwaltliche Unterstützung in An­spruch zu neh­men.

Eine Frau hält eine ToDo-Liste in der Hand, die fast bis zum Boden reicht. Neben ihr steht eine riesige Sanduhr, die bereits zur Hälfte abgelaufen ist. Sie betrachtet die Sanduhr ratlos.

Unterhaltsverfahren sind zeitaufwendig und kostenintensiv

Ver­ein­fach­tes Ver­fah­ren zur Gel­tend­ma­chung von Bar­un­ter­halt

Ei­ne wei­te­re Mög­lich­keit zur Er­lan­gung ei­nes Un­ter­halts­ti­tels ist das so­ge­nann­te ver­ein­fach­te Ver­fah­ren, das beim Fa­mi­li­en­ge­richt be­an­tragt wer­den kann (§ 249 FamFG ). Mit die­sem Ver­fah­ren kön­nen Sie schnel­ler und kos­ten­güns­ti­ger als in ei­nem re­gu­lä­ren Un­ter­halts­ver­fah­ren einen voll­streck­ba­ren Ti­tel über den Bar­un­ter­halt be­kom­men. Al­ler­dings ist die­ses Ver­fah­ren nur im Re­si­denz­mo­dell an­wend­bar und der Bar­un­ter­halt kann auf die­se Wei­se auch nur bis zu ei­ner bestimmten Höhe gel­tend ge­macht wer­den.  Aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen zum ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren fin­den Sie auf der Sei­te des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Jus­tiz .

Wur­de der Bar­un­ter­halt zu­nächst im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren fest­ge­setzt, kann spä­ter in ei­nem re­gu­lä­ren Ver­fah­ren ein hö­he­rer Bar­un­ter­halt gel­tend ge­macht wer­den. Für die Gel­tend­ma­chung von Bar­un­ter­halt im re­gu­lä­ren Ver­fah­ren ist aber ent­we­der ei­ne Bei­stand­schaft durch das Ju­gend­amt oder ei­ne an­walt­li­che Ver­tre­tung ge­setz­lich vor­ge­schrie­ben.

Ab­än­de­rung ei­nes Un­ter­halts­ti­tels

Bei nach­träg­li­chen Ver­än­de­run­gen (z. B. im un­ter­halts­re­le­van­ten Ein­kom­men) kann ein be­ste­hen­der Un­ter­halts­ti­tel ein­ver­nehm­lich durch einen neu­en Vollstreckungstitel er­set­zt wer­den. Ge­lingt ei­ne ein­ver­nehm­li­che Än­de­rung nicht, be­steht die Mög­lich­keit ei­ne Ab­än­de­rungs­kla­ge ein­zu­rei­chen (§§ 238,  239 FamFG ). Hier­für be­steht vor dem Fa­mi­li­en­ge­richt An­walts­zwang

Grün­de für ei­ne Ab­än­de­rungs­kla­ge

Der Ab­än­de­rungs­kla­ge wird nur statt­ge­ge­ben, wenn ein trif­ti­ger Grund für die Ab­än­de­rung vor­liegt. Dies ist re­gel­mä­ßig der Fall, wenn die Hö­he des ak­tu­ell zu­ste­hen­den Bar­un­ter­halts min­des­tens 10 % vom ti­tu­lier­ten Bar­un­ter­hal­t ­ab­weicht. Da­zu kann es kom­men, wenn…

  • sich die Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se des bar­un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils ge­än­dert ha­ben
  • das Kind ei­ne neue Al­ter­s­stu­fe nach der Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le er­reicht hat und der Kin­des­un­ter­halt sta­tisch, al­so als kon­kre­ter Be­trag und nicht als Pro­zent­satz, fest­ge­setzt wur­de
  •  neue Un­ter­halts­be­rech­tig­te hin­zu­ge­kom­men sind, die die Bar­un­ter­halts­pflicht min­dern (z. B. wenn der bar­un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil noch ein wei­te­res Kind be­kom­men hat)
  • sich die Be­treu­ungs­an­tei­le der El­tern ge­än­dert ha­ben oder ein voll­stän­di­ger Wech­sel der Be­treu­ung statt­ge­fun­den hat
  • sich die Vor­aus­set­zun­gen für den Ehe­gat­ten­un­ter­halt ver­än­dert ha­ben

Quellen & Links

Mehr zum The­ma

Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te und Links zu ver­tie­fen­den In­for­ma­tio­nen.

Als Quel­len wur­den un­ter an­de­rem ver­wen­det:

Heiß, B., Born, W. (2022). Un­ter­halts­recht. C.H.Beck.

Schu­mann, E. (2018). Ge­mein­sam ge­tra­ge­ne El­tern­ver­ant­wor­tung nach Tren­nung und Schei­dung – Re­form­be­darf im Sor­ge-, Um­gangs- und Un­ter­halts­recht? in: Ver­hand­lun­gen zum 72. Deut­schen Ju­ris­ten­tag, hrsg. von der Stän­di­gen De­pu­ta­ti­on des Deut­schen Ju­ris­ten­ta­ges, Bd. 1. C.H.Beck.

Wen­del, P., Do­se, H.-J. (2019). Das Un­ter­halts­recht in der fa­mi­li­en­recht­li­chen Pra­xis. Die neu­es­te Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs und die Leit­li­ni­en der Ober­lan­des­ge­rich­te zum Un­ter­halts­recht und zum Ver­fah­ren in Un­ter­haltspro­zes­sen. C.H.Beck.

Ge­richts­ent­schei­dun­gen:

BGH v. 11.1.2017 - XII ZB 565/15 (Wech­selm­odell, ab­ge­kürz­te Un­ter­haltser­mitt­lung im Res­idenz­mo­dell, Kin­der­geld)

BVerfG v. 29.10.2009 - 1 BvR 443/09 ; BVerfG v. 18.6.2012 - 1 BvR 774/10 (ge­stei­ger­te Er­werb­sob­lie­gen­heit, fik­ti­ve Ein­künf­te)
 

 

Links zum The­ma Kin­des­un­ter­halt:

Formulare des Bundesministeriums der Justiz zum Kindesunterhalt im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren

Broschüre des Bundesministeriums der Justiz zum Kindschaftsrecht (Stand: 2022)

Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit FAQs zum Un­ter­halts­recht

Broschüre des Bundesamtes für Justiz zur Geltendmachung von Unterhalt mit Auslandsbezug im In- und Ausland (Stand: 2021)

Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Beistandschaft (Stand: 2018)

Die Düsseldorfer Tabelle ent­hält die ein­heit­li­chen Ent­schei­dungs­grund­sät­ze der Ober­lan­des­ge­rich­te in Un­ter­halts­sa­chen. In den Leit­li­ni­en zur Düs­sel­dor­fer Ta­bel­le fin­den sich die Grund­la­gen zur Er­mitt­lung des un­ter­halts­re­le­van­ten Ein­kom­men­s. An­de­re Ober­lan­des­ge­rich­te ver­wen­den ähn­li­che Leit­li­ni­en, die Sie über die Übersicht der FamRZ auf­ru­fen kön­nen.

Links zum The­ma Kin­der­geld:

Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit FAQs zum Kin­der­geld

Informationen der Bundesagentur für Arbeit zum Kindergeld

Informationen der Bundesagentur für Arbeit zum Kinderzuschlag

Unterhalt des betreuenden Elternteils
Unterhalt unabhängig von einer Ehe

Auch wenn Sie als El­tern nicht ver­hei­ra­tet wa­ren, kann der be­treu­en­de El­tern­teil An­spruch auf Be­treu­ungs­un­ter­halt ha­ben. Hier kön­nen Sie er­fah­ren, ob bei Ih­nen ein Be­treu­ungs­un­ter­halt in Be­tracht kommt und wel­che Vor­aus­set­zun­gen die­ser hat.

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Staat­li­che Un­ter­stüt­zung
Staat­li­chen Un­ter­halts­vor­schuss be­an­tra­gen

Wird der Kin­des­un­ter­halt nicht (voll­stän­dig) ge­zahlt, kann statt­des­sen Un­ter­halts­vor­schuss vom Staat in An­spruch ge­nom­men wer­den. Mehr In­for­ma­tio­nen da­zu und zu wei­te­ren staat­li­chen Leistun­gen fin­den Sie hier.

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Un­ter­halt für die Kin­der
Kon­se­quen­zen des Kin­des­un­ter­halts

Sta­tis­ti­sche In­for­ma­tio­nen rund um den Kin­des­un­ter­halt, sei­nen Ein­fluss auf die Er­werbs­tä­tig­keit und wie häu­fig er ge­zahlt wird, fin­den Sie hier.

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